<< Privilegien
(1) Mit verschiedenen Partnern schlafen können, ohne überlegen zu müssen, ab welcher Zahl man als "Schlampe" wahrgenommen und dafür bestraft werden wird.
(2) Nicht aufgrund des Geschlechts schlechter bezahlt werden.
(3) In Gesprächen besser wahr- und ernstgenommen werden. Insbesondere wird im akademischen Kontext bzw. Arbeitsleben nicht aufgrund des Geschlechts die Expertise in Frage gestellt.
(4) Ein Ausbruch von Wut oder Empörung ist nicht automatisch "unangebracht emotional", "hysterisch" oder eine "Überreaktion".
(5) In Freizeit-, Alltags- und Geschäftskleidung auf die Straße gehen können, ohne fürchten zu müssen, dass Fremde aufdringlich hinterherpfeifen, unangebrachte Kommentare rufen oder gar in öffentlichen Räumen diverse Körperteile anfassen.
(6) In so gut wie jedem Film, Buch oder Comic eine Identifikationsfigur, üblicherweise als Hauptfigur, geboten bekommen.
(7) Besagte Identifikationsfigur handelt als Individuum und nicht Stereotyp einer Gruppe, hat damit ein Seelenleben und zeigt nachvollziehbare Reaktionen auf ihre Umwelt.
(8) In öffentlichen Ämtern, der Politik, auf Arbeit, in Geschichtsbüchern regelmäßig Personen des eigenen Geschlechts wiederfinden, was oft mit der Sicherheit einhergeht, dass die eigenen geschlechtsspezifischen Interessen Beachtung finden.
(9) Weder wird bei der Geburt eines eigenen Kindes erwartet, dass man die Arbeit aufgibt/einschränkt, noch bei Krankheit zu Hause bleibt. Fehlerziehung oder mangelnde Beaufsichtigung werden nicht als Fehler des Vaters betrachtet.
(10) Die Ablehnung einer Person als Geschlechtspartner wird als legitime Entscheidung angesehen und üblicherweise ohne weitere Anfeindungen hingenommen.
(11) Einen Blog schreiben können, dessen Inhalt das Geschlecht des Autors verrät, ohne Vergewaltigungs- und Morddrohungen oder geschlechtsspezifische Beleidigungen und Infragestellung der eigenen Sexualmoral befürchten zu müssen.
Dies soll es für den "ersten Streich" gewesen sein. Ich möchte noch kurz anfügen, dass die Problematik der Intersektionalität hier nicht aufgegriffen wird, aber in jedem Falle zu beachten ist.
Intersektionalität bedeutet, dass man gleichzeitig zu mehreren Minderheiten gehören kann. Gleichzeitig kann man in einem Kontext privilegiert und in einem anderen benachteiligt sein. Dementsprechend ist es möglich, in bestimmten Beziehungen Privilegien zu genießen und in anderen nicht. Dies kann dazu führen, dass Privilegien, die man aufgrund eines Status besitzen würde, geschmälert werden durch die Zugehörigkeit zu einer weiteren Gruppe.
Ein Migrant zum Beispiel besitzt männliche Privilegien, wird aber in Deutschland meist nicht als "einer von uns" wahrgenommen werden und eine entsprechende Behandlung erfahren.
Überschneidungen in der Zugehörigkeit zu Minderheiten können sich auch gegenseitig verstärken, wie zum Beispiel bei Frauen mit psychischen Krankheiten, die durch die geschichtliche Einstellung zur "weiblichen Hysterie" stark stigmatisiert werden.
Weitere Vorschläge sind willkommen.
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Zweisatz - 22. Sep, 14:50