Montag, 10. Oktober 2011

Kane and Lynch: Dead Men

Hier eine kompakte Einschätzung des titelgebenden Spiels, das ich vor Kurzem beendet habe. Vor Spoilern sei gewarnt.

Es handelt sich bei Kane & Lynch um einen Third-Person-Shooter, in dem man den Kriminellen Kane verkörpert. Kane gerät bei seiner Befreiung aus einem Gefangenentransport an Lynch, seinen neuen ständigen Begleiter.
Der soll sicherstellen, dass Kane der Söldnergruppe "The 7", denen er mal angehörte, Beute wiederbeschafft, die er der Gruppe vorenthalten haben soll. Um ihn zur Kooperation zu zwingen, hält "The 7" seine (Ex-)Frau und seine Tochter Jenny gefangen.
Als kleines Leckerli und Kaufmotivation soll Lynch psychische Probleme haben (er sei "psychopathisch" heißt es reißerisch auf der Hülle, was im Spiel eigentlich nur dadurch repräsentiert werden soll wird, dass er in manchen Szenen die Nerven verliert und Befehle nicht korrekt befolgt).

Zum Spielverlauf: Kane & Lynch ist eigentlich linear, aber nicht zu vergleichen mit einem Shooter wie Resident Evil 5, da man sich in seiner Umgebung auf weiten Räumen frei bewegen kann – besonders, um in Feuergefechten möglichst vorteilhafte Deckung zu finden.
Einige Male blieb ich vor lauter Freiheit ratlos zurück, in welche Richtung ich mich wenden sollte, weil man einerseits nie eine Karte zur Verfügung hat, sondern nur einen Pfeil, der grob die Richtung des nächsten Ziels angibt und andererseits oft nicht ganz klar ist, was man noch erledigen muss, damit die Handlung ihren geplanten Lauf nehmen kann. Darum musste ich teils lange Wege zurücklegen, bevor ich mich wieder an der Stelle fand, an der ich noch zwei Minuten länger hätte warten sollen.

Die Waffen sind recht abwechslungsreich; Irgendeine Art Pistole hat man immer bei sich, aber Maschinengewehre, Schrotflinten, Scharfschützengewehre etc. wechseln sich als Zweitwaffen ab. Bei den häufigen Feuergefechten mit Polizisten, Bankangestellten oder Bandenmitgliedern kann man herumliegende Waffen bzw. die Munition Toter aufnehmen.
Dabei gefiel mir, wie man in diesem Spiel draufgehen kann; Wenn man zu stark verwundet ist, wird eine Sterbesequenz eingeleitet, während der man von seinen Komplizen eine Adrenalinspritze gesetzt bekommen kann – was meist funktioniert. Wenn man jedoch zu schnell danach eine weitere Injektion erhält, stirbt man an einer Überdosis.
Ich habe mit Friendly Fire gespielt (mir ist nicht bekannt, ob man die Option abschalten kann), was bedeutet, dass man seine Leute anschießen und (aus Versehen...) töten kann und durch ihr Feuer verletzt wird, wenn man in die Schusslinie gerät.
Es ist zwar mitunter nervenaufreibend, wenn man wieder und wieder Adrenalin braucht, aber der Schwierigkeitsgrad erschien mir angemessen und ausreichend fordernd.

Leider gibt es leichte Bugs, die Zeit und Nerven kosten können.
Einmal reagierten die Komplizen einfach nicht, als sie eigentlich Deckung liefern sollten – obwohl ich vorrückte. Was einen vor die Wahl stellt, entweder zurückzulaufen und den Befehl direkt vor ihrer Nase zu wiederholen oder sich alleine durch zwei Etagen voller Gegner zu kämpfen. Dass sie im zweiten Falle jemals folgen, ist nicht garantiert.
Ein anderes Mal musste ich eine ganze Szene im Regenwald neu starten, weil ein Komplize namens Carlos sich trotz vieler Versuche nicht dazu bewegen lies, loszulaufen, um eine Bombe am Eingang des Camps anzubringen.

Schließlich gibt es zwei mögliche Enden, von denen ich nur eines durchgespielt habe; Entweder rettet man sich und Jenny mit Hilfe eines Hubschraubers und erntet ihre Abscheu, weil man den Rest der Mitkämpfer im Stich gelassen hat, die in einer brennenden Kirche um ihr Überleben kämpfen oder man kommt ihnen zu Hilfe (beziehungsweise denen, die noch übrig sind), passt währenddessen auf, dass die eigene Tochter nicht draufgeht und fährt am Ende mit ihr und Lynch weg – allerdings kann man die letzten Szenen dieser Version meiner Meinung nach getrost so interpretieren, dass sie stirbt.
Was mich an der bzw. den Auflösungen etwas irritierte, ist der Punkt, dass man Zivilisten en masse erschossen haben kann oder nicht – es macht keinen Unterschied. Diesbezüglich ist das Spiel recht ambivalent und möchte keinerlei Moral vermitteln.

Absolut unnötig hingegen war die Möglichkeit, gen Ende der Story die Unterwäsche Jennys zu sehen, während man sie aus einem abgestürzten Flugzeug befreit. Pants, anyone?

Obwohl die Zielgenauigkeit der Mitstreiter wie immer zu wünschen übrig lässt, fand ich das Gesamterlebnis bezüglich Spielmechanik, Waffen, Schwierigkeitsgrad, Handlung und Abwechslung recht ansprechend.
Besonders beeindruckt hat mich der Blick über den Regenwald Venezuelas im letzten Kapitel, den man genießen kann, während man durch die Mohnfelder kriecht und die anwesenden Söldner ausschaltet.
Bis auf einige Kleinigkeiten ist Kane and Lynch: Dead Men damit für mich sehr gelungen.

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