Allgemein

Donnerstag, 10. Juni 2010

Ich bin Feministin, du Schlampe!

Irgendetwas stimmt mit dem Titel nicht. Richtig! Wer bei gutem Menschenverstand ist und aufmerksam das letzte Zitat studiert hat, wird feststellen, dass eine Feministin andere weder als Huren, noch als Schlampen bezeichnen sollte - oder mit unzähligen anderen Wörtern beleidigen, die im gleichen Sinne geprägt sind.
Ich möchte hier aber nicht ausschließlich über den Extremfall sprechen - dass eine Feministin andere Frauen wegen ihres Aussehens oder ihrer Sexualverhaltens kritisiert. Es geht generell um das Phänomen, dass Frauen Muster aufgreifen, die ihr eigenes Leben erschweren.

Was ist, wenn man Aussagen von Männern mehr Gehalt beimisst, lieber seine männlichen Freunde als Freundinnen um Rat fragt, wenn man ein Problem mit dem Computer hat? Was, wenn man glaubt, dass die Frau wohl etwas vorsichtiger hätte sein sollen, dann wäre sie auch nicht vergewaltigt worden? Sie hat ja schließlich auch etwas getrunken auf der Party und ließ sich nicht von Bekannten nach Hause begleiten.
Ganz einfach: dann zeigt man alle Anzeichen von sexistischem Verhalten.

Es ist falsch anzunehmen, dass man in böser Absicht handeln muss, um sexistische (oder rassistische etc.) Ansichten zu vertreten. Manchmal reicht es schon, in unserer westlichen Welt zu leben. Wichtiger ist, für Kritik offen zu bleiben und immer in Betracht zu ziehen, dass das eigene Verhalten unangebracht sein könnte.Vor allem sollte man die Fähigkeit besitzen zuzuhören, wenn sich jemand die Mühe macht, einem zu erklären, warum man sin gerade vor den Kopf gestoßen hat.
Eine Senegalesin, die dir etwas über Rassismus erzählt? Zuhören.
Eine Frau, die dir etwas über Sexismus erzählt? Zuhören.
Ein Behinderter, der dir etwas über Ableismus*erzählt? Zuhören.
Menschen, die in ihrem Leben ständig mit einer Form von Diskriminierung konfrontiert sind, sind gleichzeitig die, die solche diskriminierenden Handlungen am zuverlässigsten identifizieren. Denn wie kann man der Person trauen, die von diesen Verhaltensweisen profitiert?

Ich habe zum Beispiel ein Privileg inne, weil ich keinen ausländisch klingenden Namen habe oder ausländisch aussehe. Also kann ich gar nicht aus Erfahrung wissen, wie es ist, bei der Arbeits- oder Wohnungssuche aufgrund von Vorurteilen gegenüber "Fremden" benachteiligt zu werden. Umso mehr lohnt es sich für mich, dem Aufmerksamkeit zu schenken, was andere dazu sagen, die dieses Problem in ihrem Leben tatsächlich kennen. Und vor allem nicht beseitigen können, auch wenn sie wöllten.
Obwohl das Gefühl, kritisiert zu werden, kein schönes ist, kann man hier fürs Leben lernen.

Wie kommt es nun aber, dass Frauen sich Stereotype über das weibliche Geschlecht zu eigen machen und auf deren Grundlage andere Frauen genau so behandeln, wie sie selbst nie behandelt werden möchten?

Es rührt daher, dass sie ihre Umgangsformen der Umgebung angepasst haben.
Wenn es gesellschaftlicher Konsens ist, Frauen nach dem Äußeren zu beurteilen, tun sie das auch bei sich und anderen. Wenn proklamiert wird, Frauen wären für Berufe besser geeignet, die mit Kindern zu tun haben und Männer für Technisches, dann werden sie das irgendwann glauben, so lange sie sich nicht aktiv damit auseinandersetzen. Sie werde möglicherweise sogar anfangen, ihre weiblichen Vorgesetzten in Frage zu stellen und als "Zicke" zu bezeichnen, wenn diese ein selbstbewusstes und durchsetzungsfähiges Verhalten an den Tag legen, das von jedem männlichen Boss erwartet wird.

Obwohl es auf den ersten Blick unlogisch erscheint, passen demnach auch die Benachteiligten in einer Gesellschaft ihre Ansichten an die der Mehrheit an.
Schimpft ein HartzIV-Bezieher also auf die ganzen faulen Nichtskönner, die sim in sirer Lage so einen ungünstigen Ruf verschaffen, lässt en außer Acht, dass genau solche Aussagen für dieses Bild verantwortlich sind. En fördert ein gesellschaftlich akzeptiertes Märchen, dass für sin selbst nachteilig ist.
Die Lage wird dadurch verschärft, dass diskriminierendes Verhalten selten gesellschaftlich sanktioniert wird, sondern mehrheitlich unterstützt.
Es ist natürlich am leichtesten, die Meinung der Mehrheit zu vertreten. Das weiß zumindest jese, der/die jemals versucht hat, sire Position gegen eine ganze Gruppe zu verteidigen. Trotzdem ist es kein Grund, seine Meinung aufzugeben und aus Bequemlichkeit der Masse beizupflichten. Denn es hilft niemandem.
Wie die BILD so schön sagte (schrecklich, welche Opfer man bringen muss, um auf den Punkt zu kommen): Jede Wahrheit braucht einen Mutigen, der sie ausspricht.

*Abgeleitet von eng.: disability bzw. to be able, Diskriminierung aufgrund von Behinderung


Zweisatz

Sonntag, 30. Mai 2010

Wie ein großer Catwalk!

Einigen Damen dürfte die Vorstellung zusagen, jeden Tag wie auf dem roten Teppich zu verbringen, unter den Blicken aller im Blitzlichtgewitter. Aber die anderen, deren Traum weniger der einer Spitzenschauspielerin oder eines Supermodels ist, würden sich von dem Szenario distanzieren.

Dabei handelt es sich nicht um ein schlichtes Szenario.

Frauen stehen unter strenger Beobachtung. Ich spreche weniger davon, wie viele Kommentare ihnen zu Ohren kommen, weil mal ein Kleidungsstück nicht zum anderen passt, sondern ich rede von den ungebetenen und unangenehmen Bemerkungen. Frauen bekommen immer wieder Feedback zu ihrem Aussehen.
Während einige sich über Blicke und Kommentare, die auch einmal unter die Gürtellinie gehen, freuen, fühlen andere sich davon belästigt und ziehen es vor, vor die Tür gehen zu können, ohne sich unter ständiger Beobachtung zu wissen.
Es geht dabei um subtile Gesten. Blicke können durchaus belästigend oder anzüglich sein. Frauen in Hinsicht darauf vorzuschlagen, sich eine dickere Haut zuzulegen, setzt an der falschen Stelle an. Es verkennt, dass ihnen, als Ziel der männlichen Begierde, das Recht abgesprochen wird, sich frei jeder Objektifizierung in der Öffentlichkeit zu bewegen.

Im Allgemeinen sollte jeder Mensch Sorge dafür tragen, dass seine Handlungen anderer Leute Grenzen nicht verletzen. Genau so, wie man wegsieht, wenn einem der Blick eines Fremden in öffentlichen Verkehrsmitteln begegnet -umso schneller, wenn man diese/n gerade betrachtet hat- weil man nicht aufdringlich erscheinen will, sollte man bedenken, wie es sich anfühlt (oder anfühlen könnte), von Kopf bis Fuß gemustert zu werden.
Man kann davon ausgehen, dass Personen, die einem auffallen, auch anderen auffallen. Der nächste Schritt ist, sich vorzustellen wie es auf einen wirkt, wenn man den ganzen Tag von anderen angestarrt wird, obwohl man sich nur um seine Angelegenheiten kümmert. Wenn ich mir die Nase breche und tagelang deswegen einen Gips tragen muss, ziehe ich es auch vor, nicht von jedem daran erinnert zu werden, dass das ungewöhnlich aussieht.
Ein weiterer Grund, sich die Wirkung seiner Blicke bewusst zu machen: Nach dem "Ich darf was und wen anschauen, wie lange ich will" kommt, "ich hab' doch nur mal kurz einen Klaps auf den Hintern gegeben". Und danach im halbtrunkenen Zustand "Ich hab' ihr doch nur 'n Küsschen gegeben". Für "sie" ist das erzwungener und ungewollter Körperkontakt, aber "es war ja nur Spaß".
Diese Mentalität, dass man sich über die Grenzen von anderen hinwegsetzen kann, nur weil sie sich nicht ausreichend laut oder stark dagegen gewehrt oder ausgesprochen haben, ist ignorant und anmaßend. Frauen haben nicht die Pflicht, konstant zu äußern, was ihnen angenehm ist und was nicht. Es ist die Pflicht eines jeden, einzuschätzen, was anderen gegenüber unhöflich ist. Sich damit aus der Affäre zu winden, dass man "ja nicht wusste" funktioniert nicht, denn dafür wurde dem Menschen die Fähigkeit gegeben, Fragen zu formulieren.
Kein Dieb käme mit der Ausrede davon, dass der Besitzer des Diebesguts nicht ausdrücklich gesagt hat, dass er das gerne weiterhin behalten würde. (Ein leider schwammiger Vergleich, aber ich hoffe, der Punkt ist verständlich.)
Warum kommen dann aber Männer, die Frauen gegenüber anzügliche Kommentare machen oder sie begrapschen, damit davon, dass "es sie nicht zu stören schien". Der weibliche Körper ist kein Selbstbedienungsladen, sondern -man mag es nicht glauben- der Körper einer Person, die ihre eigenen Entscheidungen fällt und sich niemandes Instinkthandlungen ergeben muss.
Die Geisteshaltung, die weibliche Sexualität müsste irgendwie unter der Verfügungsgewalt von Männern stehen, sieht man auch in Reaktionen auf eine Ablehnung; es gibt Männer, die wütend werden oder eine Frau gar "Schlampe" nennen, "frigide" oder "verklemmt", wenn diese nicht auf ihre Avancen eingeht.
Dahinter steht der Gedanke, diese Männer hätten irgendeine Art von Anrecht auf weibliche Aufmerksamkeit. Natürlich ist das falsch. Aber auch in Pornos wird das -logischerweise- transportiert. Ich bin nicht generell gegen Pornographie (solange sie durch einwilligungsfähige Erwachsene produziert wird), aber ich sehe nicht ein, dass Frauen sich darin wie Zirkusaffen verbiegen müssen, nur damit der -vermutlich männliche- Zuschauer sich wie ein geiler Hengst vorkommt. Die gespielte weibliche Erregung ist dabei lächerlich bis unerfreulich. Es sollte jeder, der sich das ansieht, zu ausreichend Reflexion fähig sein, um zu erkennen, dass Sex, und eine Beziehung an sich, so nicht ablaufen. In vielen Fällen nicht ablaufen dürfen. Leider bin ich mir dessen nicht sicher.

Alle gegeben Beispiele laufen dabei nur auf eines hinaus: Feminismus ist noch lange nicht obsolet geworden.

Zweisatz

Donnerstag, 13. Mai 2010

Genug von den Ahnungslosen

In meinem Besitz befindet sich ein feines Programm, mit dem man üben kann, schneller zu tippen. Gerade bin ich dabei, ein anderes Tastaturlayout zu erlernen. Aber das ist nicht das Problem; selbstverständlich bekommt man Texte angezeigt, die niedergeschrieben werden sollen. Und diese Texte zeigen sehr schön, dass sie
  • von einem Mann verfasst wurden
  • wie unsere Gesellschaft tickt
Ich musste leider meine Übung unterbrechen*, weil diese so absurd sind.
Sie handeln also davon, wie vielfältige männliche Charaktere kluge Dinge tun, zum Beispiel Mathematik lernen. Die Frauen finden hingegen nur insofern Erwähnung, als sie entweder mit ihrem Gewicht beschäftigt sind oder als Objekt der Begierde (noch relativ logisch, es handelt sich wohl um einen heterosexuellen Autor) auftreten. Und es (sie) ist so hübsch und so süß. Warum nicht intelligent, geistreich, witzig, begabt? Warum keine Liebhaberin von Motorrädern, Kunst, dem Physikunterricht? Wohl deswegen, weil Frauen in unseren Medien oftmals als Accessoires dargestellt werden. Ihre Intelligenz trägt dabei weniger zum männlichen Status bei (sie könnten widersprechen oder eine eigene Persönlichkeit haben!), als gutes Aussehen. Nein danke, reden muss man dafür nicht.
Das Gleiche erlebe ich oft, wenn ich Übungstexte und Beispielsätze für Fremdsprachen vor mir habe, die illustrieren, dass ein Mädchen das schönste, das hübscheste ist, aber ein Junge kann praktisch alles sein.
Man könnte einwenden, dass das nur ein paar Beispiele sind, aber gerade dort liegt das Problem: wenn das erste, was mir zu Frauen einfällt, ihre Erscheinung ist, ist es unwahrscheinlich, dass ich die unzähligen Aspekte ihrer Persönlichkeit zu schätzen weiß.
Werfen wir ein kurzen Blick in die Politik. Ihr Ziel ist es nicht, auf der Bühne möglichst gut auszusehen. Es gibt genug Politiker, die in keinem Modemagazin auftauchen würden. Aber wenn eine Frau in der Männerdomäne für einen höheren Posten kandidiert (was, neben Affären mit Männern, die einzige Möglichkeit ist, Aufmerksamkeit zu erlangen) oder solch eine Stelle bereits bekleidet, wird man oft genug Bemerkungen über ihr Äußeres hören und lesen. Sicher, Angela Merkel erfüllt die wenigsten Schönheitsideale, aber welchen Einfluss soll das auf ihre Arbeit haben? Warum kommentiert man nicht, dass sie dieses Land regiert, indem sie nie Stellung bezieht? Es geschieht einfach nicht, dass in jedem zweiten Artikel über Roland Koch angegeben wird, wie viel er gerade wiegt. Es interessiert schlicht keinen. Es ist der Berichterstattung (darf man das bei der BILD so nennen?) über Frauen vorbehalten, ihre Kompetenz zu unterstreichen, indem man gutes Aussehen hervorhebt oder in Frage zu stellen, indem man versucht, sie lächerlich zu machen durch das Herausstreichen von Makeln.
Ähnliches, aber nicht Gleiches, erfahren nur Westerwelle oder Wowereit, die sich ihre sexuelle Orientierung vorhalten lassen müssen. Durch ihre Homosexualität sind sie ebenfalls zum Abschuss freigegeben, weil das doch so lächerlich ist. Ein Mann, der nicht auf Frauen steht. Haha!
All das zeigt die Huldigung, die dem männlichen, weißen, Heterosexuellen in der heutigen Gesellschaft gilt.

Erst wenn Menschen ausnahmslos auf Grundlage ihrer Taten und ihrer Persönlichkeit eingeschätzt werden, haben sich die Verhältnisse gebührend verbessert.

*Wie sich herausstellt, war das keine gute Idee. Jetzt muss ich das alles noch einmal lesen.

Zweisatz

Samstag, 1. Mai 2010

Einführung

Dieser Blog wird sich mit vorurteilsbedingten Einstellungen gegenüber anderen Menschen (aufgrund des Geschlechts, der Herkunft, des Aussehens, ...) beschäftigen, die in der Öffentlichkeit kursieren, aber im deutschsprachigen Netz wenig diskutiert werden.
Wir, das heißt Zweisatz und manati, können an dieser Stelle nicht den gesamten Inhalt erfassen, allerdings werden wir uns vorrangig mit Themen rund um den Feminismus auseinandersetzen. Feminismus, der wenig mit dem zu tun hat, was man heute in der EMMA lesen kann. Denn die Bedeutung des Wortes impliziert nicht "hasst die Männer", sondern "gleiche Chancen für Männer und Frauen". Daraus folgt, dass auch Männer nicht in Bereichen benachteiligt werden dürfen, die als Frauendomäne gelten. Unsere Einstellung dazu wird etwa in einer Seite wie Heartless Bitches International gespiegelt.
Verwandte Themen sind Sexismus, was als Behandlung von aktuellen Artikeln einfließen wird, politisch korrekte Sprache, aber auch Rassismus. Des Weiteren werden Beiträge erscheinen, die mit dem oben Genannten auf den ersten Blick nicht verschränkt sind, darunter Politik und Ökologie. Wir setzen unserer Themenauswahl diesbezüglich keine Grenzen.

Am besten lässt sich der Blog aber charakterisieren, indem wir beginnen, ihn mit Beiträgen zu füllen. Daher schließe ich an dieser Stelle.

Auf rege Diskussionen freuen wir uns, Polemiker werden nicht geduldet.


PS: Wir sind begeistert von eloquenter Sprache und ironischem Ton mit einer Brise Sarkasmus. In den Beiträgen werden wir uns damit nicht zurückhalten.

Zweisatz

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Zuletzt aktualisiert: 8. Jul, 23:28

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