Sonntag, 30. Oktober 2011

14 Zitat der Woche 43

But I engaged in manly combat in your presence! According to the rules of chivalrous romance you’re supposed to swoon into my arms now! Stop having a personality of your own, dammit!

[Aber ich habe in deiner Gegenwart an männlichem Wettkampf teilgenommen! Nach den Regeln ritterlicher Romantik musst du jetzt ohnmächtig in meine Arme sinken! Hör' auf, eine eigene Persönlichkeit zu haben, verdammt!]
Triplanetary bei CaptainAwkward.com

Dienstag, 25. Oktober 2011

(M)Ein ganz normaler Tag in Deutschland

Heute ein Gastartikel meiner muslimischen deutsch-chinesischen Freundin Mareike. Wenn er euch gefällt, dann verlinkt bitte fleißig.

Ich wache auf, ich sehe den wunderbar strahlenden Himmel draußen, ich rieche die leckeren Pfannkuchen, die mein lieber Ehemann mir immer zum Frühstück zaubert, ich komme mit bester Laune aus dem Bett – das scheint heute ein guter Tag zu werden!
Ich freue mich schon darauf, rauszukommen, die Sonne zu genießen, meine Freunde in der Uni wiederzusehen, kurz: Meine Stimmung ist blendend – wie das Wetter draußen, wird wohl wieder ein heißer Sommertag.
Ich schnappe mir Kleidung in meinen Lieblingsfarben aus dem Schrank und setze ein dazu passendes Kopftuch auf ... womit der Tag dann eigentlich so gut wie gelaufen ist...

Mit dem Vorsatz, heute stark zu sein, mich heute nicht von irgendwelchen Sprüchen runterziehen zu lassen, verlasse ich die Wohnung und bete, dass es ein schöner Tag wird.
Kaum bin ich im Treppenhaus, werde ich Zeuge davon, wie Frau Nachbarin die kleine dreijährige Tochter des kurdischen Ehepaars von nebenan die Stufen runterkickt. Wie einen Fußball. Ich renne hinzu, sehe, dass es dem Mädchen gut geht und wende mich der alten Dame zu, die schon so alt und gebrechlich aussieht, dass man überrascht ist, wie sie die Kraft überhaupt dazu aufbringen konnte. Doch mein Protest geht in wildem Geschrei unter, dass ich hier nichts zu sagen habe, ich bin ja schließlich nicht in meinem Heimatland. Ich habe hier nicht das Recht, meinen Mund überhaupt zu öffnen und wenn ich jetzt nicht verschwinde, rufe sie die Polizei. Ja, immer die Polizei, die dann auch immer auf ihrer Seite ist. Letztens wollte sie die Polizei rufen, als ich meinen Briefkasten öffnete. – „Ja, ja, machen Sie ruhig weiter so, ich hab Sie schon gemeldet!“ – Mein verdutztes „Aber ich hole doch nur meine Post“ hat sie in ihrem „Schmutzige Ausländer“-Gezeter wohl gar nicht mehr so recht mitbekommen.

Nun ja, das war nicht so ganz der erwartete Einstieg in den Tag (für das kleine Mädchen sicher auch nicht), aber der Tag hat ja gerade erst angefangen.
Zuversichtlich steige ich in den Bus und setze mich auf einen der vielen freien Plätze. – „Aufstehen!“ Ich sage verwirrt: „Warum?“ - „Auch noch Fragen stellen hier, oder was? Hör mir mal zu, ja? Noch bin ich hier im eigenen Land, okay? Und du bist hier nicht zu Hause, hier musst du dich an unsere Gesetze halten!“ Ich sehe mich um. Wahnsinn, keiner der anderen Fahrgäste verteidigt mich. Sie zücken alle ihre iPods und iPhones und sind offensichtlich ganz vertieft in ihre Musik und die, die solche Geräte nicht haben sehen alle hinaus in den Himmel, als ob sie noch nie die Sonne gesehen hätten.
Ich weiß, ich bin eine dumme feige Kuh, aber ich habe keine Lust auf eine nervenaufreibende Diskussion und begebe mich auf einen anderen Sitzplatz. Sowie ich dort Platz genommen habe, stehen jene, die sich unmittelbar neben mir befinden, abrupt auf und flüchten in den hinteren Teil des Wagens. Woran das wohl liegt? Den Blicken nach zu schließen höchstwahrscheinlich an dem Päckchen, was ich mit mir trage. Dass ich damit nur zur Post will, kommt wohl keinem in den Sinn. Und überhaupt – wäre da eine Bombe drin, wären sie auch ganz hinten im Bus nicht sicher!

Nachdenklich sitze ich nun in der S-Bahn und beobachte die Polizisten, welche soeben Ausweiskontrolle bei den Fahrgästen durchführen – also bei den Fahrgästen mit dunkler Hautfarbe und Vollbart...

Und schwupps – sie haben einen. Einen nehmen sie immer mit. Der Arme, der hat wahrscheinlich nur nicht daran gedacht, dass man hier noch nicht mal den Müll rausschaffen dürfte, ohne sämtliche
Papiere bei sich zu tragen. Seine Erklärungen in einwandfreiem Deutsch werden überhört. Die Beamten bemühen sich nämlich gerade, ihm in einer extremen Lautstärke mit absichtlich gebrochenem Deutsch und merkwürdig verformten Halbsätzen zu verdeutlichen, was hier los ist:
„Du – hier – in DEUUUUUTSCH-LAAND – sein! Hier – unsere – Gesetze! Du – nicht – in – Heimat!“
– Da ist es schon wieder: Heimat. Immer dieses Wort. Ständig. Ich kriege das am laufenden Band zu hören. Was ist das denn für eine Argumentation? Bin ich kein vollwertiger Mensch, nur weil man meint, meine „Heimat“ wäre sonstwo außerhalb?

Außerdem - was soll ich dazu sagen? Vater deutsch, Mutter chinesisch. Und selbst weder ganz das eine noch das andere. Hier gehöre ich nicht dazu, aber bei den Chinesen irgendwie auch nicht so recht. Denn ich kenne sie nicht. Ich war ein einziges Mal in China als kleines fünfjähriges Mädchen. Kaum noch Erinnerung daran. Keine Ahnung vom Land, von den Leuten, von der Kultur. Ich spreche nicht mal die Sprache. Kontakt zur Familie so gut wie gar nicht. Und so soll sie also aussehen? Meine Heimat? Das, wohin ich (so wie ich es oft zu hören bekomme) wieder zurückkehren soll? Ein Land, was ich nicht kenne, dessen Sprache ich nicht verstehe?
Ich bin hier geboren und aufgewachsen, habe hier die Schule besucht und nun die Uni. Ich kenne nichts anderes. Hier lebe ich. Können sie das nicht einfach akzeptieren? Nein, können sie nicht. Und deswegen lebe ich schon immer in der Schwebe. Zwischen zwei Welten. Zwei Kulturen. Und keine will mich so recht aufnehmen. Nirgendwo passe ich richtig rein. Ich bin irgendwo dazwischen. Und das ist schwer. Keinen richtigen Platz zu haben. Warum Mama hergekommen ist und warum sie bleiben wollte, keine Ahnung. Aber ich bin hier geboren. Das konnte ich mir nicht aussuchen. Ich hab hier das Licht der Welt erblickt und kenne auch nichts anderes. Hier habe ich mein Leben verbracht. Und jetzt soll ich hier wieder weg? Nur weil ich anders aussehe? Weil mein Familienname ein bisschen anders klingt? Weil ich zu meiner Jeans und dem H&M-Kleid ein Kopftuch trage?

Mittlerweile habe ich es bis zur Poststation geschafft. Ich verlasse die S-Bahn und bleib kurz am Bahnsteig stehen, um mich zu orientieren. Welche Richtung war nochmal die Post? Ich lege mein Paket ab, geh ein paar Schritte bis zur Anzeigentafel und studiere den dort ausgehängten Stadtplan. - „Gleis 3, wiederhole, Gleis 3, bitte kommen!“ - Ein Polizeibeamter hat wohl irgendwas auf Gleis 3 entdeckt! Was das wohl ist? Interessiert sehe ich mich um – o nein – die stehen um mein Päckchen herum! ...

Endlich geschafft. Ich habe mich mehrmals bei den Beamten entschuldigt und hätte fast 200 EUR für diesen „Einsatz“ zahlen müssen – pfff! - Die stehen doch sowieso den ganzen Tag am Bahnhof herum!
Und nach einer ziemlich aggressiven Frage der Postbeamtin nach dem Inhalt des Päckchens habe ich es auch endlich geschafft und bin bei der Uni angekommen. - Vielleicht wird dieser Teil des Tages ja besser...

Uni-Tag erfolgreich geschafft und wieder viel Neues gelernt. Zum Beispiel, dass die Uni-Bibliothek nur drei Etagen hat, nicht vier. Obwohl man mir sagte, der Gebetsraum für muslimische Studenten befindet sich in der vierten Etage.

Ich stehe nun auf dem Unigelände und warte auf meinen Mann. Er hat heute früher Feierabend und da wollte er mir die Freude machen, mich abzuholen. Ich freue mich, ihn gleich zu sehen.
Ungeduldig sehe ich auf die Uhr. Ich sehe immer wieder auf die Uhr. Er ist sonst ein pünktlicher Mensch. Mit der Zeit mache ich mir Sorgen, da er auch nicht telefonisch zu erreichen ist, wobei er so einen penetranten Klingelton hat, dass er so gut wie nie einen Anruf verpasst.
Nach drei Stunden bekomme ich einen Anruf: „Salamu alaikum mein Schatz. Ich komme gerade aus der Polizeistation...“
Na toll, was denn jetzt schon wieder! Wobei, ich hätte es mir denken können – es hat doch gerade ein neuer Monat angefangen. Muss ja mal wieder was kommen. Das letzte ist nun schon vier Wochen
her.

Sie haben ihn immer wegen irgendwas. Sie fangen ihn immer am Bahnhof ab und nehmen ihn immer wegen was andrem mit aufs Revier. Widerstand wäre da zwecklos. Sie sagten ihm, wenn er den Mund aufmacht, schlagen sie ihn. Ist zum Glück noch nie passiert. Tja, und dann sitzt er da sinnlos drei Stunden auf dem Revier, verpasst sämtliche Termine, kriegt nicht mal das Recht, auf die Toilette zu gehen oder etwas zu essen. Die Beamten schlürfen derweil ihren Kaffee, beleidigen ihn, um dann im Anschluss zu sagen: „Entschuldigung, wir hatten eine falsche Information zugespielt bekommen. Sie waren gar nicht gemeint. Es tut uns sehr leid. Sie dürfen jetzt gehen.“

Jedes Mal dasselbe. Sinnlose Zeitverschwendung und Nerven kostet es sicher auch. Mein armer Schatz, er tut mir so leid! Ich frage mich nur, warum immer? Was ist an ihm so interessant? Er ist ein einfacher tunesischer Mann, der hier Pharmazie studiert und nebenbei als Arabischlehrer tätig ist. Manchmal hält er auch Vorträge in Moscheen. Dann sind da manchmal eine Menge Leute, die konvertieren wollen. Wahrscheinlich liegt es daran, dass sie immer wieder versuchen, ihn wegen irgendetwas dranzukriegen. Er redet denen einfach zu viel und zu überzeugend.
Bis jetzt war schon alles mögliche dabei: Diebstahl, Körperverletzung, Schwarzfahren, ungültiger Aufenthaltsstatus und natürlich der absolute Renner: Verdacht auf terroristische Aktivität. Und immer wieder kriegt er nach stundenlanger Demütigung ein „Entschuldigung, wir hatten nur eine falsche Information bekommen. Sie waren gar nicht gemeint. Sie dürfen gehen.“
Na? Da hat man doch irgendwann keine Lust mehr drauf, oder? Wenn man sich dann tatsächlich einen Sprengstoffgürtel umbinden würde, würde man mal etwas tun, was alle erwarten!

Mein Mann hat sich da jetzt mal beschwert. Was kann er gegen diese Behandlung tun? Sie meinten, er könne die Polizei verklagen. - Die Polizei verklagen? Na klar. Und nebenbei noch einen Riesenscheck an einen Anwalt übergeben. Und Namen hat er auch nicht. Er weiß nicht, welche Beamten das waren. Im Gegensatz zu ihm wollen die sich nämlich nie ausweisen.
Einer sagte noch: „Naja, Sie könnten sowas umgehen, indem Sie sich nicht so oft auf Bahnhöfen aufhalten würden.“ - Versuch das mal einer! In Köln einem Bahnhof aus dem Weg gehen! - Die S-Bahn hier ist das effektivste Verkehrsmittel, um durch die Stadt zu kommen! Es geht gar nicht anders, als mehrmals täglich einen Bahnhof aufzusuchen!

Da kommt mein Mann endlich! Der Arme, er tut mir so leid. Routinemäßig frage ich ihn: „Und, was war es diesmal?“ - „Vorwurf des Kindermissbrauchs.“ - WAAAAAAAAAAS?! Oh mein Gott! Die wollten ihm ja schon alles mögliche anhängen, auch glauben sie, dass er ständig mit 'ner Bombe herumläuft, aber das? Oh mein Gott, das übertrifft ja alles! Das ist ja das Letzte! Wie können sie nur?
„Und was haben sie dann zu dir gesagt?“ - „Es tut uns leid, dass wir sie hier aufgehalten haben, wir hatten nur eine Falschinformation.“
Was haben die nur davon, frage ich mich!

Nun gut, jetzt nicht mehr davon reden, wir haben noch ein paar wichtige Termine: Behördengänge.

Ich mache mich schonmal drauf gefasst, ignoriert zu werden. Das ist wirklich lustig. Überall werde ich angestarrt und doof angemacht, aber sowie ich eine Behörde betrete, bin ich wie Luft. Dann reden sie nur noch mit meinem Mann, auch wenn er sie immer wieder darauf hinweist, dass ich sehr wohl der deutschen Sprache mächtig bin.
„Wie heißt Ihre Frau? Wie alt ist Ihre Frau? Was möchte Ihre Frau?“ Manchmal mache ich mir den Spaß und antworte entweder in übelstem Dialekt (Sächsisch bevorzuge ich) oder in völlig überzogener Fachsprache in möglichst kompliziertestem Satzbau. In deren Gesichtern erkennt man dann immer eine Art Fassungslosigkeit. - Was sie nicht daran hindert, mich noch immer nicht für voll zu nehmen.

Einige Fragen beantworten sie auch einfach so und tippen etwas in ihre Computer, ohne mich vorher zu fragen, hier nur ein paar Beispiele:
„Staatsangehörigkeit: Sonstige“ - Nein, ich hab einen deutschen Pass.
„Ach so ... Status: Eingebürgert“ - Nein, erworben durch Geburt. Mein Vater ist deutsch.
„Ach...?“ (Hochgezogene Augenbrauen)
„Anzahl Kinder...“ - Keine.
„Nein, ich meine, wie viele Kinder Sie haben!“ - KEINE!
„Beruf: Hausfrau“ - Nein, ich bin Studentin!
„Ach...?“ (Augenbrauen verschwinden fast völlig unter dem Haaransatz)

Irgendwann ist dann auch dieser Tag geschafft.
Wir sind auf dem Heimweg. Im Bus lasse ich meine Kapuze gleich auf. Ich habe für heute keine Energie mehr, den Leuten immer wieder ihre dummen Fragen bezüglich meines Kopftuches zu beantworten:
„Nein, mir ist nicht wärmer als Ihnen. Nein, mein Mann zwingt mich nicht dazu. Nein, mein Vater auch nicht. Brüder? Hab ich keine. Nein, ich wurde noch nie geschlagen. Nein, meinen Mann habe
ich aus Liebe geheiratet. Nein, zu Hause trage ich kein Kopftuch. Nein, ich bin keine Türkin. Bla-Bla-Bla.“

Den nächsten Bus haben wir verpasst. Also eigentlich nicht verpasst. Wir standen an der Station. Der Busfahrer sieht uns an und – fährt vorbei.
Als wir endlich im nächsten Bus sitzen, lassen wir jeder für sich den Tag Revue passieren. Mein Mann schäumt vor Wut. Ich dagegen habe gar keine Kraft mehr für Wut. Ich fühle mich einfach nur sehr traurig und enttäuscht und – allein. Ja, das trifft es. Allein. Mir laufen die Tränen runter, während mein Mann sich neben mir lauthals über Deutschland beschwert.

Ein Mann kommt zu uns und kommentiert:
„Wenn es Ihnen hier nicht passt, warum bleiben Sie dann noch hier?!“

Ja, das frage ich mich auch.

„Gehen Sie doch nach Hause!!!“

Hmm, wenn ich nur wüsste, wo das ist – mein zu Hause...

Edit 10.12.2011, Zweisatz: Ihr Tagebuch

Dienstag, 18. Oktober 2011

Links 08

Supermarktmitarbeiter verprügeln Kunden, Opfer anschließend des Diebstahls bezichtigt

15-jähriger Schüler aus Sachsen muss wegen Nazis Schule in einer anderen Stadt besuchen [Video]

Was die Menschen aus Höflichkeit nicht über Steve Jobs sagen [Englisch]

Hass, der feministischen Blogerinnen entgegen schlägt [Englisch]

"Tropes vs. Women: #6 The Straw Feminist" [Englisch] [Video]

Teenager und magische Rituale [Englisch]

Weiße Feministinnen haben kein Recht auf das N-Wort! [Englisch]

Hausfrau und Mutter als vielleicht gefährlichster Job – über Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt und häusliche Gewalt [Englisch]

Ich war schon immer genderqueer [Englisch]

"Gedanken über SlutWalk aus dem Rollstuhl" [Englisch]

Freitag, 14. Oktober 2011

Facebook-Revoluzzer

Leute, die sich für ähnliche Themen (und vor allem ähnliche Blogs oder Suppen) wie ich interessieren, haben sicher schon von der "Occupy Wallstreet"-Bewegung in den USA und den weit verbreiteten Protesten gehört. Wie auch die Facebook-Gemeinde, in deren Schoß man sich gemütlich mit anderen zu einer Wohlfühl-Protestbewegung zusammenschließen kann.
Versteht mich nicht falsch, ich unterstütze die amerikanischen Proteste und den dahinter stehenden Gedanken, je nach Gerüst auch die deutschen Ableger, aber diese Facebookseite ist einfach zu gruselig.
Während auf amerikanischen Blogs darüber diskutiert wird, ob die Zusammenkunft vieler vieler Menschen unter dem Label "99%" nicht dazu führt, dass die Wahrnehmung der Nachteile, die viele der Anwesenden in Relation zu anderen Anwesenden erdulden müssen, verwaschen wird, muss man auf der Facebookseite lesen
Wir zeigen uns solidarisch mit den weltweiten 'Occupy' Bewegungen.

Die herrschenden Mächte arbeiten zum Vorteil einiger Weniger und sie ignorieren den Willen der überwiegenden Mehrheit. Diese untragbare Situation muss ein Ende haben.

Vereinigt in einer Stimme werden wir den Politikern, und der Finanzelite, denen sie dienen, sagen, dass es an uns, den Bürgern, ist, über unsere Zukunft zu entscheiden.

Wir sind keine Waren in den Händen der Politiker und Banker !


Wir sind Menschen wie DU und ich.
Wir sind Mütter und Väter.
Wir sind Akademiker und Menschen ohne Bildungsabschluss.
Wir sind Wissenschaftler, Politiker, Studenten, Schüler und Hausfrauen.
Wir sind arm oder wohlhabend ... und einige von uns sind sogar reich.
Wir sind Angestellte, Arbeiter, Selbständige, Arbeitslose oder Arbeitgeber.
Wir sind Deutsche oder aus einem anderen Land.
Wir sind Christen, Moslems, Buddhisten, Philosophen und Atheisten.
Wir sind heterosexuell, bisexuell, homosexuell ...
Wir sind Intellektuelle, Künstler, Musiker, Freaks und Normalos.
Wir sind die 99%.
Excuse me, dear? Ich habe nie großen Wert darauf gelegt, dass Texte gegendert werden (obwohl sich das in letzter Zeit, auch durch mein Studienfach, leicht geändert hat), aber dieser strotzt nur so von Zeichen, dass hier ein weißer, privilegierter Mann an der Tastatur saß.
Fällt irgendjemandem sonst auf, dass fast nur Beschäftigungen höherer Bildung genannt werden, Mehrheiten (Deutsche, Christen, heterosexuelle), die es eindeutig am leichtesten haben in dieser unserer Gesellschaft, auf Grund ihrer privilegierten Stellung, immer zuerst genannt werden, wenn nicht ausschließlich und –was mich wirklich vom Hocker haut– die einzigen der genannten dediziert weiblichen Formen tatsächlich "Mütter" und "Hausfrauen" sind? Jetzt echt?

Ja ja, manche Proteste funktionieren nun einmal erst richtig, wenn es auch den Privilegierten schlecht geht, aber vor allem im Zuge der Botschaft der namensgebenden "Occupy"-Bewegung, ist dieser Aufruf für mich blanker Hohn.
Minderheiten werden unsichtbar gemacht, Gründe erscheinen recht wirr und ungeklärt ("wir" zeigen den Politikern, wo der Hammer hängt, aber "wir" sind gleichzeitig Politiker?! Oder ist das ein exklusiver Relativsatz? Wir zeigen es also nur den Politikern, die auch tatsächlich für "die Finanzelite" arbeiten?).

Nein danke, bei dieser Protestbewegung muss ich wirklich ablehnen.

Montag, 10. Oktober 2011

Kane and Lynch: Dead Men

Hier eine kompakte Einschätzung des titelgebenden Spiels, das ich vor Kurzem beendet habe. Vor Spoilern sei gewarnt.

Es handelt sich bei Kane & Lynch um einen Third-Person-Shooter, in dem man den Kriminellen Kane verkörpert. Kane gerät bei seiner Befreiung aus einem Gefangenentransport an Lynch, seinen neuen ständigen Begleiter.
Der soll sicherstellen, dass Kane der Söldnergruppe "The 7", denen er mal angehörte, Beute wiederbeschafft, die er der Gruppe vorenthalten haben soll. Um ihn zur Kooperation zu zwingen, hält "The 7" seine (Ex-)Frau und seine Tochter Jenny gefangen.
Als kleines Leckerli und Kaufmotivation soll Lynch psychische Probleme haben (er sei "psychopathisch" heißt es reißerisch auf der Hülle, was im Spiel eigentlich nur dadurch repräsentiert werden soll wird, dass er in manchen Szenen die Nerven verliert und Befehle nicht korrekt befolgt).

Zum Spielverlauf: Kane & Lynch ist eigentlich linear, aber nicht zu vergleichen mit einem Shooter wie Resident Evil 5, da man sich in seiner Umgebung auf weiten Räumen frei bewegen kann – besonders, um in Feuergefechten möglichst vorteilhafte Deckung zu finden.
Einige Male blieb ich vor lauter Freiheit ratlos zurück, in welche Richtung ich mich wenden sollte, weil man einerseits nie eine Karte zur Verfügung hat, sondern nur einen Pfeil, der grob die Richtung des nächsten Ziels angibt und andererseits oft nicht ganz klar ist, was man noch erledigen muss, damit die Handlung ihren geplanten Lauf nehmen kann. Darum musste ich teils lange Wege zurücklegen, bevor ich mich wieder an der Stelle fand, an der ich noch zwei Minuten länger hätte warten sollen.

Die Waffen sind recht abwechslungsreich; Irgendeine Art Pistole hat man immer bei sich, aber Maschinengewehre, Schrotflinten, Scharfschützengewehre etc. wechseln sich als Zweitwaffen ab. Bei den häufigen Feuergefechten mit Polizisten, Bankangestellten oder Bandenmitgliedern kann man herumliegende Waffen bzw. die Munition Toter aufnehmen.
Dabei gefiel mir, wie man in diesem Spiel draufgehen kann; Wenn man zu stark verwundet ist, wird eine Sterbesequenz eingeleitet, während der man von seinen Komplizen eine Adrenalinspritze gesetzt bekommen kann – was meist funktioniert. Wenn man jedoch zu schnell danach eine weitere Injektion erhält, stirbt man an einer Überdosis.
Ich habe mit Friendly Fire gespielt (mir ist nicht bekannt, ob man die Option abschalten kann), was bedeutet, dass man seine Leute anschießen und (aus Versehen...) töten kann und durch ihr Feuer verletzt wird, wenn man in die Schusslinie gerät.
Es ist zwar mitunter nervenaufreibend, wenn man wieder und wieder Adrenalin braucht, aber der Schwierigkeitsgrad erschien mir angemessen und ausreichend fordernd.

Leider gibt es leichte Bugs, die Zeit und Nerven kosten können.
Einmal reagierten die Komplizen einfach nicht, als sie eigentlich Deckung liefern sollten – obwohl ich vorrückte. Was einen vor die Wahl stellt, entweder zurückzulaufen und den Befehl direkt vor ihrer Nase zu wiederholen oder sich alleine durch zwei Etagen voller Gegner zu kämpfen. Dass sie im zweiten Falle jemals folgen, ist nicht garantiert.
Ein anderes Mal musste ich eine ganze Szene im Regenwald neu starten, weil ein Komplize namens Carlos sich trotz vieler Versuche nicht dazu bewegen lies, loszulaufen, um eine Bombe am Eingang des Camps anzubringen.

Schließlich gibt es zwei mögliche Enden, von denen ich nur eines durchgespielt habe; Entweder rettet man sich und Jenny mit Hilfe eines Hubschraubers und erntet ihre Abscheu, weil man den Rest der Mitkämpfer im Stich gelassen hat, die in einer brennenden Kirche um ihr Überleben kämpfen oder man kommt ihnen zu Hilfe (beziehungsweise denen, die noch übrig sind), passt währenddessen auf, dass die eigene Tochter nicht draufgeht und fährt am Ende mit ihr und Lynch weg – allerdings kann man die letzten Szenen dieser Version meiner Meinung nach getrost so interpretieren, dass sie stirbt.
Was mich an der bzw. den Auflösungen etwas irritierte, ist der Punkt, dass man Zivilisten en masse erschossen haben kann oder nicht – es macht keinen Unterschied. Diesbezüglich ist das Spiel recht ambivalent und möchte keinerlei Moral vermitteln.

Absolut unnötig hingegen war die Möglichkeit, gen Ende der Story die Unterwäsche Jennys zu sehen, während man sie aus einem abgestürzten Flugzeug befreit. Pants, anyone?

Obwohl die Zielgenauigkeit der Mitstreiter wie immer zu wünschen übrig lässt, fand ich das Gesamterlebnis bezüglich Spielmechanik, Waffen, Schwierigkeitsgrad, Handlung und Abwechslung recht ansprechend.
Besonders beeindruckt hat mich der Blick über den Regenwald Venezuelas im letzten Kapitel, den man genießen kann, während man durch die Mohnfelder kriecht und die anwesenden Söldner ausschaltet.
Bis auf einige Kleinigkeiten ist Kane and Lynch: Dead Men damit für mich sehr gelungen.

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Die Supernanny (nicht nur) als Kinderschreck

Dieser Beitrag von Fernsehkritik.tv beschreibt das ziemlich schockierende Vorgehen von RTL und der Filmcrew der "Supernanny" bei der Produktion einer ihrer Sendungen: klick.
Dass die Folgen teils gescripted sind und –wenn überhaupt– nur ein absurdes Zerrbild der Realität darstellen, sollte inzwischen bekannt sein, aber die dreisten 15.000€ Vertragsstrafe, mit denen den erwachsenen Protagonist(inn)en gedroht wird, der völlig empathielose Umgang der "Nanny" mit allen Anwesenden und überhaupt der Verdacht, dass die Crew möglicherweise nicht davor zurückschreckte, ein Tier zu töten, um das gewonnene Bildmaterial quotenstark ausschlachten zu können – all das und das weitere im Beitrag beschriebene Unrecht sollte jese dazu bewegen, von diesem Sender, seinen Sendungen und Methoden sehr großen Abstand zu nehmen. (Und vor allem vom hohen Ross zu steigen, von dem man auf die Darsteller/innen glaubt herabsehen zu können.)

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Links 07

"Warum ich nicht länger Skeptiker bin" [Englisch]

"Wenn deine Webseite voller Arschlöcher ist, ist es deine Schuld" [Englisch]

"Der Witwer und seine Witwe" – aus sprachwissenschaftlicher und gesellschaftskritischer Sicht

Familie wird von Polizei angegriffen, Anklage gegen Familie folgt

Falschparken auf Behindertenparkplätzen wird auch geahndet, wenn ein weiterer Parkplatz frei ist

Interview zum Umgang des Strafrechts mit sexualisierter Gewalt – sehr gute Darstellung der aktuellen Situation

Kein Gnadentot [Englisch]

Gleichheit in der Politik?

Dienstag, 4. Oktober 2011

13 Zitat der Woche 40

It's a gathering of rationality's hard men, thumping their chests, showing off their muscular logic, glancing sideways to compare their skeptical endowment with the next guy, sniffing the air for signs of weakness. Together, they create an oppressive, sweaty, locker-room atmosphere that helps keep uncomfortable demographics away.

[Es ist ein Versammlung der besten Männer, die sich der Rationalität verschrieben haben, die auf ihre Brust trommeln, stolz ihre muskulöse Logik vorzeigen, seitwärts schielen, um ihre skeptische Ausstattung mit dem nächsten Typen zu vergleichen, die Luft nach Zeichen von Schwäche schnüffelnd. Zusammen kreieren sie eine unterdrückende, verschwitzte Umkleideraum-Atmosphäre, die dabei hilft, unangenehme Bevölkerungsgruppen fern zu halten.]
Stephen Bond at plover.net

Dienstag, 27. September 2011

Zwischenmeldung: Trackbacks möglich

Soeben habe ich die Möglichkeit freigeschaltet, Trackbacks zu erstellen. Zu diesem Zwecke muss man lediglich auf den Titel des gewünschten Beitrages klicken und findet darunter die entsprechende Trackback-URL.

12 Zitat der Woche 39

People wonder why women don’t “fight back,” but they don’t wonder about it when women back down in arguments, are interrupted, purposefully lower and modulate their voices to express less emotion, make obvious signals that they are uninterested in conversation or being in closer physical proximity and are ignored. They don’t wonder about all those daily social interactions in which women are quieter, ignored, or invisible, because those social interactions seem normal. They seem normal to women, and they seem normal to men, because we were all raised in the same cultural pond, drinking the same Kool-Aid.

And then, all of a sudden, when women are raped, all these natural and invisible social interactions become evidence that the woman wasn’t truly raped. Because she didn’t fight back, or yell loudly, or run, or kick, or punch. She let him into her room when it was obvious what he wanted. She flirted with him, she kissed him. She stopped saying no, after a while.

[Menschen fragen sich, warum Frauen sich "nicht wehren", aber sie fragen es sich nicht, wenn Frauen während eines Streits nachgeben, unterbrochen werden, absichtlich ihre Stimme senken und modellieren, um weniger Emotionen auszudrücken, offensichtliche Signale geben, dass sie nicht interessiert sind an einem Gespräch oder an größerer physischer Nähe und ignoriert werden. Sie denken nicht über all die täglichen sozialen Interaktionen nach, in denen Frauen leiser sind, ignoriert werden oder unsichtbar sind, weil solche sozialen Interaktionen normal scheinen. Sie erscheinen Frauen normal und sie erscheinen Männern normal, weil wir alle im gleichen kulturellen Teich aufgewachsen sind, das gleich Kool-Aid trinkend.

Und dann, plötzlich, wenn Frauen vergewaltigt werden, werden all diese natürlichen und unsichtbaren sozialen Interaktionen zu Beweisen, dass die Frau nicht wirklich vergewaltigt wurde. Weil sie sich nicht wehrte oder laut schrie oder rannte oder trat oder schlug. Sie ließ ihn in ihr Zimmer, wenn klar war, was er wollte. Sie flirtete mit ihm, sie küsste ihn. Sie hörte auf, Nein zu sagen, nach einer Weile.]
Harriet J auf fugitivus

Donnerstag, 22. September 2011

11 Zitat der Woche 38

(I have always suspected that the reason why some men are so concerned to protect the women close to them from 'strange' men, is because they project their own treatment of other women onto all men).

[(Ich habe immer geargwöhnt, dass der Grund dafür, dass einige Männer so bedacht darauf sind, ihnen nahe stehende Frauen vor "komischen" Männern zu beschützen, der ist, dass sie ihre Art, Frauen zu behandeln, auf andere Männer projizieren.)]
Jane Clare Jones auf of minding and mattering

Männer-Privilegien

<< Privilegien

(1) Mit verschiedenen Partnern schlafen können, ohne überlegen zu müssen, ab welcher Zahl man als "Schlampe" wahrgenommen und dafür bestraft werden wird.
(2) Nicht aufgrund des Geschlechts schlechter bezahlt werden.
(3) In Gesprächen besser wahr- und ernstgenommen werden. Insbesondere wird im akademischen Kontext bzw. Arbeitsleben nicht aufgrund des Geschlechts die Expertise in Frage gestellt.
(4) Ein Ausbruch von Wut oder Empörung ist nicht automatisch "unangebracht emotional", "hysterisch" oder eine "Überreaktion".
(5) In Freizeit-, Alltags- und Geschäftskleidung auf die Straße gehen können, ohne fürchten zu müssen, dass Fremde aufdringlich hinterherpfeifen, unangebrachte Kommentare rufen oder gar in öffentlichen Räumen diverse Körperteile anfassen.
(6) In so gut wie jedem Film, Buch oder Comic eine Identifikationsfigur, üblicherweise als Hauptfigur, geboten bekommen.
(7) Besagte Identifikationsfigur handelt als Individuum und nicht Stereotyp einer Gruppe, hat damit ein Seelenleben und zeigt nachvollziehbare Reaktionen auf ihre Umwelt.
(8) In öffentlichen Ämtern, der Politik, auf Arbeit, in Geschichtsbüchern regelmäßig Personen des eigenen Geschlechts wiederfinden, was oft mit der Sicherheit einhergeht, dass die eigenen geschlechtsspezifischen Interessen Beachtung finden.
(9) Weder wird bei der Geburt eines eigenen Kindes erwartet, dass man die Arbeit aufgibt/einschränkt, noch bei Krankheit zu Hause bleibt. Fehlerziehung oder mangelnde Beaufsichtigung werden nicht als Fehler des Vaters betrachtet.
(10) Die Ablehnung einer Person als Geschlechtspartner wird als legitime Entscheidung angesehen und üblicherweise ohne weitere Anfeindungen hingenommen.
(11) Einen Blog schreiben können, dessen Inhalt das Geschlecht des Autors verrät, ohne Vergewaltigungs- und Morddrohungen oder geschlechtsspezifische Beleidigungen und Infragestellung der eigenen Sexualmoral befürchten zu müssen.

Dies soll es für den "ersten Streich" gewesen sein. Ich möchte noch kurz anfügen, dass die Problematik der Intersektionalität hier nicht aufgegriffen wird, aber in jedem Falle zu beachten ist.
Intersektionalität bedeutet, dass man gleichzeitig zu mehreren Minderheiten gehören kann. Gleichzeitig kann man in einem Kontext privilegiert und in einem anderen benachteiligt sein. Dementsprechend ist es möglich, in bestimmten Beziehungen Privilegien zu genießen und in anderen nicht. Dies kann dazu führen, dass Privilegien, die man aufgrund eines Status besitzen würde, geschmälert werden durch die Zugehörigkeit zu einer weiteren Gruppe.
Ein Migrant zum Beispiel besitzt männliche Privilegien, wird aber in Deutschland meist nicht als "einer von uns" wahrgenommen werden und eine entsprechende Behandlung erfahren.
Überschneidungen in der Zugehörigkeit zu Minderheiten können sich auch gegenseitig verstärken, wie zum Beispiel bei Frauen mit psychischen Krankheiten, die durch die geschichtliche Einstellung zur "weiblichen Hysterie" stark stigmatisiert werden.

Weitere Vorschläge sind willkommen.

Privilegien Weißer >>

Donnerstag, 1. September 2011

Privilegien

Ich habe zum Konzept von Privilegien bereits einen sehr guten Link veröffentlicht, möchte das Thema aber etwas greifbarer machen. (Vor allem auch für diejenigen, die sich mit englischen Texten schwer tun.)
Deswegen werde ich in Zukunft exemplarische Aufzählungen veröffentlichen, welche Privilegien man (oft unwissentlich) als Mann, Weiße/r, Heterosexuelle/r usw. besitzt.
Vorschläge, welche Menschengruppen ich behandeln soll oder Ergänzung von Privilegien, die ich nicht genannt habe, sind in den Kommentaren erwünscht.

1) Männer-Privilegien
2) Privilegien Weißer
3) Privilegien Physiotypischer
4) Klassenprivilegien
5) Cis-Privilegien

Samstag, 27. August 2011

Warum Menschen aussehen können wie sie wollen

Besonders in der Sommerzeit bekommt man viel Haut zu sehen, viel von den unterschiedlichsten Körpern in unterschiedlichen Lebensabschnitten. Und was man sieht, muss einem nicht gefallen, aber:
Niemand hat das Recht vor irgendwelchen Anblicken in der Öffentlichkeit "geschützt" zu werden (natürlich immer unter der Voraussetzung, dass en nicht mit einem Verbrechen konfrontiert wird, das sire Selbstbestimmung untergräbt).
Dicke Menschen dürfen kurze Sachen tragen, alte Menschen dürfen kurze Sachen tragen, behinderte oder kranke Menschen dürfen kurze Sachen tragen, "hässliche" Menschen dürfen kurze Sachen tragen. Jese darf das.
Es ist ein unglaubliches Zeichen von Ignoranz und vor allem Privileg, wenn man glaubt, anderen vorschreiben zu können, wie sie sich präsentieren sollen. Denn das bedeutet, dass man den eigenen Geschmack zur Norm erklärt und die eigenen kleinlichen Wünsche vor die Rechte anderer setzt.
Mit willkürlich eingesetzten Kleidervorschriften würde man aussagen, dass der persönliche Wunsch nach (subjektiv) ästhetischen Körpern weit und breit wichtiger ist als das Recht anderer Personen, dem Wetter und ihren körperlichen Bedürfnissen angemessene Kleidung zu tragen, sich in der Öffentlichkeit frei bewegen zu können, zu entscheiden, wie sie ihr Leben gestalten. Es bedeutet, dass eine Gruppe von Menschen (die gesunden, jungen, angeblich angenehm anzusehenden) mehr Rechte hat als eine andere Gruppe von Menschen. Es bedeutet weiterhin, dass man mit einer Normierung von subjektiven Eindrücken einverstanden ist: denn es gibt zu jedem Zeitpunkt ein gesellschaftliches Schönheitsideal, aber a) wer genügt dem schon und b) das ästhetische Empfinden jeder Person ist anders. Des einen Menschens "Uäh" ist des anderen Menschens "Oho!". Wie kommt man also auf die Idee, dass die eigenen Vorlieben irgendeine Legitimation hätten - weil sie angeblich Mehrheitsmeinung sind?
Noch schlimmer ist, dass mit solchen Gedanken der gesellschaftliche Konsens verfestigt wird, was schön ist und was nicht. Und wer, infolgedessen, das Privileg genießen darf, als schön empfunden zu werden und eine entsprechende Behandlung zu genießen und wer nicht. Es bedeutet, dass man Menschen allein aufgrund von zufälligen Eigenschaften einschränkt und schlecht behandelt. Es bedeutet, dass man willfährig in Kauf nimmt, dass Menschen ein ungesundes Körperbild entwickeln, ihr Selbstbewusstsein beeinträchtigt wird, sie sich selbst hassen, Essstörungen oder andere Probleme entwickeln und sich nicht vorstellen können, dass sie richtig sind wie sie sind.

Ist es so schwer zu erkennen, wie problematisch es ist, wenn man wegen seiner Oberflächlichkeiten das Leben von anderen einschränkt und verschlechtert?

Freitag, 26. August 2011

Links 06

[Trigger-Warnung]Frau eingesperrt, nachdem sie sexuellen Übergriff meldete [englisch]

Rassismus in "Nichts zu verzollen" anscheinend weniger witzig als geplant

"Schrödingers Rapist oder eine Anleitung für Männer, wie man fremde Frauen anspricht, ohne mit Pfefferspray besprüht zu werden" [englisch]

"Du musst nicht schön sein" [englisch]

Professor für Polizeiwissenschaften bescheinigt: die Polizei jammert zu viel

Hamburger Bürger, die abends das Haus verlassen, werden widerrechtlich registriert

Montag, 22. August 2011

10 Zitat der Woche 34

And I think that anyone who is not kidding herself, and who has been hit with the torrent of shit that comes from identifying as a feminist in public, has probably felt the same way. It’s a hard thing to do. You have to walk right into people’s “NO GIRLS IN THE CLUBHOUSE” feelings, and they’re inevitably going to fight back, and if they’re clever, they can come up with objections that seem or feel legitimate. Or, at least, they seem and feel that way until you take a good solid look at the situation, and realize that all of those objections boil down to (a) “if you were perfect, I would listen to you, but you’re not, so I won’t” or (b) “GIRLS IN THE CLUBHOUSE! AIIEEEEE!”

[Und ich denke, dass jede, die sich nicht selbst zum Narren hält und die von der Flut von Scheiße getroffen wurde, die einem entgegenschlägt, wenn man sich öffentlich als Feministin identifiziert, sich wahrscheinlich gleich gefühlt hat. Es ist eine schwierige Sache, die man tun muss. Man muss genau in die "KEINE MÄDCHEN IM KLUBHAUS"-Gefühle der Leute spazieren und sie werden sich unausweichlich verteidigen und wenn sie clever sind, können sie Einwände anbringen, die sich legitim anfühlen oder scheinen. Oder zumindest scheinen sie legitim [...] bis man einen kritischen Blick auf die Situation wirft und realisiert, dass alle diese Einwände hinauslaufen auf (a) "wenn du perfekt wärst, würde ich dir zuhören, aber du bist es nicht, also werde ich es nicht" oder (b) "MÄDCHEN IM KLUBHAUS! AAAAAAAAAAH!"]
Sady auf Tiger Beatdown

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