Montag, 12. Dezember 2011

Umzug

Sehr geehrte Damen, Herren und nicht-Binäre,

ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass dieser Blog umziehen wird. Dies ist eine frohe Botschaft, denn es wird endlich in 5 Ebenen verschachtelte Kommentare *Schock*, die Möglichkeit (d.h. Zwang), die eigene E-Mail-Adresse beim Kommentieren zu hinterlassen und diverse Möglichkeiten, die Artikel und den Blog zu liken (sorry, nicht für Facebook) geben.
Also ziehen Sie bitte mit mir um und machen es sich im neuen Heim gemütlich.
Dieser Blog wird wie zuvor bestehen bleiben, auch die Kommentare bleiben vorerst offen, aber neue Artikel werden hier nicht mehr erscheinen.

Und nun bitte hier entlang.

Sonntag, 11. Dezember 2011

Transkript und Übersetzung: Erste Hilfe bei einem epileptischen Anfall

Englisch



Oben zu sehen ist ein Video, genannt: Take epilepsy action video - First aid for seizures (Werde aktiv bei Epilepsie - Erste Hilfe bei einem Krampfanfall).
Das Transkript des englischen Textes mit deutschen Beschreibungen beginnt in zwei Absätzen. Darunter findet sich die Übersetzung dessen, was im Video gesprochen wird, ebenfalls mit deutschen Beschreibungen der Geschehnisse.
Ich spreche im Folgenden nur von Frauen und Männern, so wie ich es aus dem Video lese, weswegen es durchaus möglich ist, dass ich einigen der Personen ein falsches Geschlecht zuordne.

[Beginn des Transkripts]
Frau, die gerade aus einem Passphoto-Automaten kommt: "These pictures are awful."
Eine zweite Frau, mit der sie spricht: "They are not bad, don't worry."
Frau im Hintergrund: "Do you guys know some first aid? (?)
Erste Frau: "What's that?"
Frau im Hintergrund: "Someone help us!"
(Beide Frauen eilen zu der Frau, die gerufen hat.)
Mann: "Should we call 911?"
(Überschneidend) Frau im Hintergrund: "Is there a first-aider?"
(Beide Frauen erreichen eine Gruppe von Menschen, die um eine Frau herum steht, die einen Krampfanfall hat.)
Eine Frau in der Gruppe: "Hey, put something in her mouth!"
Eine andere Frau in der Gruppe: "Should we call an ambulance?"
Mann in der Gruppe: "Hold her down."
Mann, der neben der Frau auf dem Boden kniet, sagt in die Kamera: "Would you know what to do?"
Weibliche Stimme aus dem Off: "We could all help someone who is having a seizure. During a tonic-clonic seizure, the person goes stiff, loses consciousness, falls to the floor and begins to jerk or convolves. They may look a little blue around their mouth from irregular breathing.
(Die folgenden Sätze werden in Teilen auch auf dem Bildschirm gezeigt.)

Don't panic. Just take the appropriate action. (Jetzt ist, neben den angezeigten Tips, auch der kniende Mann zu sehen, wie er der Frau hilft.)
Assess the situation. Are they in danger of injuring themselves?
Remove all nearby objects that could cause injury. (Mann nimmt der Frau ihre Brille ab und stellt einen Rucksack beiseite.)

Cushion their head to protect them from head injury. (Der Mann legt etwas, das wie eine gefaltete Jacke aussieht, unter den Kopf der Frau.)

Check the time. If the seizure lasts longer than five minutes, you should call an ambulance. (Mann schaut auf die Uhr.)

Look for a medical bracelet or ID card. It may give you information about the person's seizures and what to do. (Mann schaut sich die Geldbörse an und findet eine Karte.)

Once the seizure is over, put them on their side in the recovery position. Stay with them and reassure them as they come round.(Die Frau hat aufgehört zu zucken. Der Mann nimmt ihre rechte Hand und legt sie mit dem Handrücken an ihre linke Wange. Er winkelt ihr rechtes Bein an und dreht sie auf die Seite, so dass sie auf der linken Seite zu liegen kommt, linker Arm gestreckt, rechte Hand unter ihrem Kopf, linkes Bein ausgestreckt, rechtes Bein angewinkelt, so dass ihre Körper nicht zur Seite rollt. Zuletzt legt er ihren Kopf in den Nacken und testet mit dem Ohr an ihrem Mund, ob sie atmet.)

Never restrain the person, put something in their mouth or try to give them food or drink.
(Die Frau wacht auf. Während der nächsten Sätze bleibt der Mann bei ihr und spricht mit ihr, während sich die Leute der Gruppe verstreuen.)

It's not always necessary to call for medical assistance. Call an ambulance if:
You know it is a person's first seizure.
The seizure lasts for more than five minutes.
One seizure appears to follow another without the person gaining consciousness in between.
The person is injured.
You believe the person needs urgent medical attention."

(Kontaktinformationen, die für weitere Informationen über Epilepsie und erste Hilfe bei Anfällen angezeigt werden:) www.epilepsy.org.uk
Epilepsy Helpline on freephone: 0808 800 5050

(Die Frau trägt ihre Brille wieder und steht auf.)

[Ende des Videos]

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[Beginn deutsche Übersetzung]
Frau, die gerade aus einem Passphoto-Automaten kommt: "Diese Bilder sind schrecklich."
Eine zweite Frau, mit der sie spricht: "Sie sind nicht schlecht, mach dir keine Sorgen."
Frau im Hintergrund: "Kennt ihr Erste Hilfe? (?)
Erste Frau: "Was ist da los?"
Frau im Hintergrund: "Jemand muss uns helfen!"
(Beide Frauen eilen zu der Frau, die gerufen hat.)
Mann: "Sollten wir 911 rufen?"
(Überschneidend) Frau im Hintergrund: "Ist hier jemand, der Erste Hilfe kann?"
(Beide Frauen erreichen eine Gruppe von Menschen, die um eine Frau herum steht, die einen Krampfanfall hat.)
Eine Frau in der Gruppe: "Hey, tut ihr etwas in den Mund!"
Eine andere Frau in der Gruppe: "Sollen wir einen Krankenwagen rufen?"
Mann in der Gruppe: "Haltet sie fest."
Mann, der neben der Frau auf dem Boden kniet, sagt in die Kamera: "Würden Sie wissen, was zu tun ist?"
Weibliche Stimme aus dem Off: "Wir könnten alle helfen, wenn jemand einen Krampfanfall hat. Während einem tonisch-klonischem Krampfanfall wird die Person steif, verliert das Bewusstsein, fällt zu Boden und beginnt zu zucken oder sich zu winden. Sie sieht wegen unregelmäßiger Atmung vielleicht ein wenig blau um den Mund herum aus.
(Die folgenden Sätze werden in Teilen auch auf dem Bildschirm gezeigt.)

Bleiben Sie ruhig. Unternehme Sie einfach die angemessenen Schritte. (Jetzt ist, neben den angezeigten Tips, auch der kniende Mann zu sehen, wie er der Frau hilft.)
Schätzen Sie die Situation ein. Ist sie [die Person] in Gefahr, sich zu verletzen?
Entfernen Sie alle Objekte in der Nähe, die Verletzungen hervorrufen könnten. (Mann nimmt der Frau ihre Brille ab und stellt einen Rucksack beiseite.)

Polstern Sie ihren Kopf ab, um Kopfverletzungen zu vermeiden. (Der Mann legt etwas, das wie eine gefaltete Jacke aussieht, unter den Kopf der Frau.)

Schauen Sie auf die Uhr. Wenn der Anfall länger als fünf Minuten dauert, sollten Sie einen Krankenwagen rufen. (Mann schaut auf die Uhr.)

Schauen Sie nach einem medizinischen Armband oder Ausweis. Dies könnte Ihnen Informationen über die Anfälle der Person geben und was zu tun ist. (Mann schaut sich die Geldbörse an und findet eine Karte.)

Legen Sie sie in die stabile Seitenlage, wenn der Anfall vorbei ist. Bleiben Sie bei ihr und beruhigen Sie sie, während sie wieder zu Bewusstsein kommt. (Die Frau hat aufgehört zu zucken. Der Mann nimmt ihre rechte Hand und legt sie mit dem Handrücken an ihre linke Wange. Er winkelt ihr rechtes Bein an und dreht sie auf die Seite, so dass sie auf der linken Seite zu liegen kommt, linker Arm gestreckt, rechte Hand unter ihrem Kopf, linkes Bein ausgestreckt, rechtes Bein angewinkelt, so dass ihre Körper nicht zur Seite rollt. Zuletzt legt er ihren Kopf in den Nacken und testet mit dem Ohr an ihrem Mund, ob sie atmet.)

Halten Sie die Person niemals fest, tun etwas in ihren Mund oder versuchen, ihr etwas zu essen oder zu trinken zu geben.
(Die Frau wacht auf. Während der nächsten Sätze bleibt der Mann bei ihr und spricht mit ihr, während sich die Leute der Gruppe verstreuen.)

Es ist nicht immer nötig, medizinische Hilfe zu rufen. Rufen Sie einen Krankenwagen falls:
Sie wissen, dass es der erste Anfall einer Person ist.
Der Anfall länger als 5 Minuten dauert.
Ein Anfall dem anderen zu folgen scheint, ohne dass die Person zwischendurch ihr Bewusstsein wiedererlangt.
Die Person verletzt ist.
Sie glauben, dass die Person dringend medizinische Betreuung benötigt."

(Kontaktinformationen, die für weitere Informationen über Epilepsie und erste Hilfe bei Anfällen angezeigt werden:) www.epilepsy.org.uk
Gebührenfreie Epilepsie Hotline: 0808 800 5050

(Die Frau trägt ihre Brille wieder und steht auf.)

[Ende der Übersetzung]

Wenn ihr Fehler findet oder eine Möglichkeit kennt, den Text besser zugänglich zu gestalten, würde ich mich über eine Anmerkung freuen.

Samstag, 10. Dezember 2011

Follow up: (M)Ein ganz normaler Tag in Deutschland

Die Autorin hat ihr eigenes Online-Tagebuch angelegt. Wenn ihr wissen möchtet, wie es weiter geht, bitte hier entlang.

Ihr erster Text findet sich hier.

Samstag, 26. November 2011

Catch 22

Was mag ich also nicht am aktuellen weiblichen Schönheitsideal, abgesehen von der nicht nachvollziehbaren Überzeugung einiger, dass ich es ihnen "schulden" würde ihnen zu gefallen, denn, klar, als Frau habe ich keine Persönlichkeit oder einen eigenen Plan, was ich mit meinem Leben anstellen möchte – abgesehen davon, jemanden zu heiraten und dann nie wieder das Haus zu verlassen?

Zunächst einmal stehlen die Bemühungen, diesem Ideal zu entsprechen, wertvolle Zeit.
Was du tun könntest: Freunde treffen, dich bilden, dich an deinen Hobbys erfreuen – einfach Dinge tun, die du magst.
Was du stattdessen tust: Jedes Haar am Körper entfernen, außer auf deinem Kopf. Dort darf es nicht fettig aussehen, denn Frauen sind immer absolut gepflegt. Kümmere dich um deine Nägel, deinen schrecklichen Körpergeruch, ruiniere deine Vulva und Vagina mit parfümierten Waschlotionen und Vaginalduschen, achte darauf, dass deine Kleidung sauber ist und zeig', was du hast (oder nicht hast). Wechsel' sie jeden Tag.
Sieh nicht zu androgyn¹ aus, oder man wird dir nachrufen. Sieh nicht zu sexy aus, sonst wird man dir hinterherpfeifen. Kümmere dich um die Falten – wenn sie noch nicht da sind, dann werden sie es bald sein und du wirst unfickbar werden. Kümmere dich um deine Poren. Ja okay, jeder Mensch hat Poren, so wie jeder Mensch einen Kopf hat, aber wenn diese gefotoshopten Models keine zeigen, solltest du das auch nicht.
Leg etwas Makeup auf, aber nicht zu viel. Aber mach' dir nichts vor: egal, was du tust, Menschen werden dein Aussehen in jedem Falle kommentieren, denn im Grunde wirst du niemals gut genug sein, falls du nicht mit einem Penis geboren wurdest, ihn immer noch besitzt und das auch für alle mit deinem männlichen Verhalten klar machst.
Es funktioniert etwa so: Du verbringst deine ganze Zeit damit, dich dem Patriarchat anzupassen, aber du bist immer noch weiblich, also werden wir dich kontrollieren.
Du wirst vielleicht denken, dass du dir die Zeit ersparst und einfach tust, was dir passt? Falsch. Denn in diesem Falle hältst du dich nicht an Gender-Stereotype und versuchst, dir männliche Privilegien zu Nutze zu machen und das ist dir eindeutig nicht erlaubt, weil: Vagina.
Und eine Meinung haben und sie äußern? Also bitte! Du versuchst ja, Platz einzunehmen und das ist verboten. Der Typ neben dir, der seine Beine spreizt? Absolut okay. Du, wie du deine Beine in eine angenehme Position bringst? Abstoßend! All die Jungs in deiner Klasse verteilen ihre Sachen in einem großen Halbkreis um sich herum? Cool. Dein Zeug liegt um dich her verteilt? Entschuldige mal, weißt du nicht, wie man seinen Tisch sauber hält und wie unhöflich ist es überhaupt, diesen Platz nicht für andere aufzugeben? Der Typ in der Straßenbahn mit seinem Rucksack auf dem Rücken, genau in deinem Gesicht? Ist völlig in Ordnung. Offensichtlich stört es ja niemanden. Du mit deinem Rucksack auf? Hallo, Mädchen, was denkst du denn, was du da tust? Störst alle um dich her, stößt an Leute und nimmst überhaupt mehr Platz ein als den, den deine unmittelbaren Körperkonturen abstecken?!

Okay ... zweitens: Du wirst beim Kämpfen behindert.* So einfach ist das. Was wirst du mit deinen spitzen Schuhen, dem engen Rock und den dünnen Klamotten machen, die dich nicht vor Verletzungen schützen können? Falls du rennen musst, musst du deine Schuhe wegkicken. Falls du treten musst, musst du deinen Rock reißen lassen. Dir wurde jedoch von einem sehr jungen Alter an beigebracht, dass du deine Sachen nicht ruinieren darfst. Und heutzutage hast du das so gut verarbeitet, dass du dich unwohl dabei fühlst, sie zurück zu lassen oder sie überhaupt zu beschmutzen. Vielleicht wirst du zögern, weil du dir Sorgen machst, das Leute unter deinen Rock werden sehen können.
Um genau zu sein musst du deine Bewegungen aber die ganze Zeit an deine Kleidung anpassen. Es gibt Orte, an die du nicht gehen kannst, große Schritte, von denen du abgehalten wirst, vielleicht hast du Angst, die Treppe zu nehmen oder bist besorgt, dass jemand ein Bild deiner Unterwäsche schießen könnte. Denn, tja, das ist normal, oder nicht? Wir wissen, dass es geschieht.

Nichtsdestotrotz, lass mich dir sagen: es ist nicht deine Schuld. Diese Gesellschaft hat ein Problem, nicht du. Wenn du "weibliche" Kleidung tragen willst, ist das in Ordnung. Wenn du "männliche" Kleidung tragen willst, ist das in Ordnung. Wenn du einen ambivalenten² Stil magst, ist das auch in Ordnung.
Wenn dir hinterhergerufen wird, du angegriffen, anzüglich angestarrt, beleidigt wirst, wenn du herablassend behandelt wirst oder gar missbraucht: es ist nicht deine Schuld. Es liegt nicht daran, wer du bist, es liegt nicht daran, was du bist, es liegt nicht daran, was du getragen hast, es liegt nicht daran, was du getan hast, es liegt nicht daran, was du sagtest.
Es liegt daran, dass die Menschen, die dich so behandeln, nie darüber nachgedacht haben, was die Gesellschaft mit uns macht. Sie haben niemals ihre eigenen Privilegien reflektiert, sie haben es nicht fertig gebracht, die Verletzungen ihrer Kindheit zu verarbeiten und letztendlich haben sie nicht verstanden, dass man verdammt nochmal keinen Menschen schlecht behandelt und verletzt, scheißegal, was einem passiert ist.
Du warst da, sie waren da. Sie haben etwas Schlimmes getan. Das ist nicht deine Verantwortung.

Anmerkung: Ich wurde teils von "Beauty Bites Beast" von Ellen Snortland inspiriert. Ein gutes Buch, wenn auch etwas victim blamy.

1: Männliche und weibliche Merkmale in sich vereinigen
2: In sich widersprüchlich

*Editiert, um der Wahrheit näher zu kommen.

Freitag, 25. November 2011

Links 11

Ich komme zu gar nichts, aber die Liste meiner Links ist inzwischen unglaublich lang, daher gleich noch eine Runde.
So ungern ich das sage: bitte immer ein gesundes Maß an Misstrauen gegenüber den Kommentarspalten walten lassen, solltet ihr es lieber durchgehende Moderation mögen.

Männer sind primitiv und was uns die Cosmopolitan noch meint beibringen zu können [Englisch]

Wir können Avatar doch nicht wie im Original zeigen – dann laufen uns ... die ganzen Rassisten weg! [Englisch]

Die Polizisten und der Rassismus

Befruchtung erlaubt – in einer heterosexuellen Partnerschaft

Der Mythos der fleißigen Reichen [Englisch]

Facebook entfernt endlich Pro-Vergewaltigungsseiten, eine kritische Zusammenfassung [Englisch]

Die damaligen Kinder schwarzer Soldaten im Rheinland [Englisch]

Die Gründe für den Slutwalk aus erster Hand ... während des Slutwalks
[Bitte auf zweiten Artikel klicken, ich kann nicht direkt linken]

Exotismus in der Werbung (und Derailing und Mansplaining in den Kommentaren)

Ex-Pornostar Sasha Grey liest Kindern vor – schockierend, oder?! [Englisch]

Mittwoch, 16. November 2011

Links 10

Männer erklären Dinge [Englisch]

Wie man sexuellen Konsens sicher stellt [Englisch]

Männerrechtler und Misandrismus [Englisch]

Wer der "occupy"-Bewegung folgen will, sollte sich zuerst bewusst machen, wer mit dem Besetzen angefangen hat [Englisch]

Wie Journalist_innen mangels Recherche Ableismus verbreiten

Der wahre Weg der Altkleiderspenden

Die Wichtigkeit von Safe Spaces und ihre Abwesenheit bei Occupy-Veranstaltungen in den USA [Englisch]

Montag, 14. November 2011

[TW] You can stop r**e: Schritt 1 - Schimpfwörter

Oder "Du kannst Vergewaltigungen stoppen."
In den folgenden Monaten werde ich euch mit einer einfachen Schritt-für-Schritt Anleitung versorgen, wie ihr Vergewaltigungen verhindern könnt.

Schritt 1:

Benutze keine gegenderten Beschimpfungen wie "Sch****e", "F***e", "M***s*ück" oder Vergleiche wie "Du wirfst wie ein Mädchen", um Leute zu beleidigen. Auch "leichte" Beleidigungen wie "Zicke", "dumme Kuh" oder "Tussi" sind nicht in Ordnung. Das ist sexistisch und sorgt für den Fortbestand von rape culture.

Schritt 2 >>

Samstag, 12. November 2011

How I Met Your Mother

Eine der Serien, die ich regelmäßig sehe, wenn mir denn gerade ein Fernseher zur Verfügung steht, ist How I met your mother oder, der Einfachheit halber, HIMYM.
Mir gefällt dabei die liebevolle Beziehung zwischen Marshall und Lily, manchmal Barneys Art in seiner grenzenlosen Selbstüberschätzung, und natürlich allgemein der Humor der Serie ... bis zu einem gewissen Grad.
Denn so gerne ich behaupten können würde, dass die Serie mehr oder weniger makellos ist (bis auf die Tatsache, dass man ewig hingehalten wird, bis man erfährt, wie Ted denn nun die Mutter seiner Kinder kennen gelernt hat) kann ich mich mit einigen Aspekten nicht anfreunden, die im Großen und Ganzen die gesellschaftliche Realität widerspiegeln.

Beginnen wir exemplarisch mit einem interessanten Phänomen: Barney ist meist gerade dabei, irgendeine oder mehrere Frauen abzuschleppen. Er ist sofort als Frauenaufreißer durchschaubar, bei dem etwas im Argen liegt, der keine Skrupel hat, seine temporären Partnerinnen mit den wildesten Geschichten ins Bett zu kriegen und nach dem Sex recht herzlos loszuwerden, aber eines ist für die Zuschauer_innen sofort klar: er sucht weder eine längere Beziehung, noch Liebe, also auf jeden Fall keine tiefer gehendes Verhältnis zu den Frauen.
Ted hingegen ist immer auf der Suche nach einer Beziehung, oftmals wird sein Wunsch nach "wahrer Liebe" erwähnt und wenn er eine Frau näher kennen lernt, versteht es sich sozusagen von selbst, dass er vorhat, sich länger an sie zu binden.
Das heißt also Barney = herzlos = böse und Ted = romantisch = gut nach gewissen gesellschaftlichen Konventionen, richtig?
Das Problem ist nur, dass man den Eindruck gewinnt, dass Ted einen nahezu gleichen Frauenverschleiß hat wie Barney.
Er lernt sie kennen, er "verliert" sie wieder, nur dass er sich meiner Ansicht nach oftmals einfach unentschuldbar verhält.
Manchmal scheint er nicht weniger oberflächlich als Barney zu sein.

In einer Folge zum Beispiel geht es darum, dass Ted eine Frau, die "einfach für ihn bestimmt ist", becircen will, bevor es ein anderer tut. Denn sie hat sich vor Kurzem getrennt und nach all ihren letzten Trennungen hat er sich bei ihr gemeldet, um sie zu trösten und zufälligerweise auch zu seiner Freundin zu machen (riecht hier noch wer Nice Guy™?), aber immer kam er zu spät.
Das Bild, was dabei von ihr gezeichnet wird, ist mit "dürftig" noch nett beschrieben. Es ist nicht klar, was sie tut, woher sie sich kennen (außer "länger"), wie ihre gemeinsame Geschichte aussieht oder ob sie überhaupt (eigentlich das Wichtigste) das gleiche Interesse an ihm hat wie er an ihr.
Sie wird jedoch so porträtiert, als täte sie sich in kürzester Zeit nach einer Trennung sofort mit dem erstbesten Mann zusammen, der ihr über den Weg läuft.
Zugegebenermaßen scheint sie auch jeweils glücklich mit diesem zu sein -meist mehrere Jahre- aber der Kampf, der in dieser Folge zwischen Ted ("Liebe"), Barney (Sex) und einem ihrer Kollegen ("Liebe") nach der neuerlichen Trennung um sie entbrennt, ist lächerlich und unwürdig – vor allem, wenn man es aus ihrer Perspektive betrachtet.
Denn es geht in dieser Episode nur darum, mit welchem der drei Männer sie zuerst ausführlich redet. Es wird impliziert, dass der dann auch ihr neuer Partner sein wird. Das wird nicht in Frage gestellt. Und das finde ich wirklich gruselig, weil die Frau, um die es geht, offensichtlich keinerlei Präferenzen, keine No-Gos, keinerlei eigenen Willen hat, wenn es um die Wahl ihres nächsten Partners geht. Wie kann es sonst sein, dass der erste, der bei ihr landet dann auf jeden Fall ... bei ihr landet?
Sie ist hier die willen- und agendalose Trophäe, die dem Mann zuerkannt wird, der sich am meisten "bemüht" und damit das "Recht" gewinnt, ihre Aufmerksamkeit für die nächsten x Jahre (oder im Falle Barneys x Stunden) zu beanspruchen.
Letztendlich gewinnt der Kollege, sie Leben glücklich ever after, die Dame hat immer noch keinen Charakter. Yay.

Bei der ganzen Farce handelt es sich unter anderem um ein Problem von HIMYM an sich; die Macher_innen haben die Story so konzipiert, dass man sich mit Ted identifizieren soll, aber wenn man hunderte Folgen produziert und er in jeder dritten eine neue "ewige und große Liebe" kennen lernt, die er angeblich heiraten will, wirkt das einfach, als wäre er zu keinem Bisschen Selbstreflektion fähig.

Das, was mich an der Serie stört, ist aber auch Ausdruck dessen, was mich an der Gesellschaft allgemein stört: die Normalität von sexistischen Witzen, die Normierung von Äußerlichkeiten und Bestrafung von "Hässlichkeit", die immer gleichen Hauptakteure (weder divers in (Nicht-) Behinderung, Sexualität oder Herkunft) und der allgemein heuchlerische Umgang mit "Liebe" und "Romantik".
Ich würde Marshall und Lily durchaus als ein nettes Paar beschreiben, aber mit Teds Bemühungen kann ich einfach nicht sympathisieren, weil er mir zu oberflächlich, unehrlich und falsch vorgeht.

Besonders große Schwierigkeiten hat HIMYM offensichtlich dabei, Frauen, die nicht zu den beiden Hauptakteurinnen (Robin und Lily) gehören, tatsächlich als menschliche Wesen darzustellen, die zu mehr als einer Reaktion zwischen "hysterisch", "unerklärlich aggressiv", "einfach durchgeknallt" oder "uninteressant, weil hässlich/alleinerziehend/zu alt, ..." fähig sind.
Was am Ende bleibt, ist der Humor, der es zunehmend weniger fertig bringt, das verblassen zu lassen, weswegen ich HIMYM sonst abhaken würde.

Freitag, 11. November 2011

16 Zitat der Woche 45

In other words, from a very young age, we are taught The Relationship Hierarchy. Which is something like: blood ties and marriage ties trump other sorts of ties. Sexual relationships trump non sexual relationships. You have only one partner, who shall be your sexual partner and your lawfully-wedded spouse, and no other partners, and they trump all other relationships. Marriages that produce children trump non-procreating relationships, but Thou Shalt Not Be A Single Parent. “Family” and “Friends” are distinctive sets of people, and “Family” trumps “Friends”. “Friends” should mean only people of the same sex, but otherwise, same sex friends trump other-sex friends. You shall be emotionally intimate only with same-sex friends, unless you are a man, and then Thou Shalt Not Have Emotions. (Please note that I think these are social norms, rather than things I agree with — in fact I strongly oppose many of these ideas).

[Mit anderen Worten wird uns von einem sehr jungen Alter an die Beziehungs-Hierarchie beigebracht. Die etwa so aussieht: Blut- und Ehebande übertrumpfen andere Arten von Banden. Sexuelle Beziehungen übertrumpfen andere Arten von Beziehungen. Man hat nur eine_n Partner_in, ki dein_e Sexualpartner_ in und dein_e rechtmäßig angetraute_r Ehepartner_in sein sollte und keine weiteren Partner_innen und diese Beziehung übertrumpft alle anderen Beziehungen. Ehen, die Kinder hervorbringen, übertrumpfen alle nicht-fortpflanzenden Beziehungen, aber Du Darfst Nicht Alleinerziehend Sein! "Familie" und "Freund_innen" sind voneinander getrennte Menschengruppen und "Familie" übertrumpft "Freund_innen". "Freund_innen" sollte nur Menschen des eigenen Geschlechts einschließen, ansonsten übertrumpfen gleich-geschlechtliche Freund_innen anders-geschlechtliche. Man soll nur mit gleich-geschlechtlichen Freund_innen emotional intim sein, es sei denn, du bist ein Mann, dann Sollst Du Keine Gefühle Haben.]
irrationalpoint auf modusdopens

Mittwoch, 9. November 2011

Privilegien Weißer

<< Männer-Privilegien

(1) In westlichen Ländern als "normal", "hierher gehörend" und "eine_r von uns" wahrgenommen werden.
(2) Nicht gefragt werden, wo man wirklich herkomme.
(3) Andere Leute nicht dabei beobachten müssen, wie sie zeremonielle oder traditionelle Kleidung oder Gegenstände tragen/religiöse Instrumente spielen/traditionelle Praktiken im Allgemeinen als Teil ihrer Freizeitaktivitäten ausführen oder -noch schlimmer- als "Witz".
(4) Nicht "überreagierend" oder "überempfindlich" genannt werden, wenn man darauf hinweist und darauf besteht, dass etwas rassistisch ist.
(5) Andere Menschen gehen davon aus fähig zu sein, und versuchen infolgedessen auch, deinen Namen korrekt auszusprechen.
(6) Fremde Menschen fassen dein Haar nicht an!
(7) Nicht extrem persönliche und unangemessene Fragen gestellt bekommen über "deine Kultur".
(8) Nicht mitgeteilt bekommen, dass man "wirklich nett ist, für eine_n von denen" oder "eine Ausnahme von der Regel" ist.
(9) Als Frau* Fremden gegenüber nicht erklären müssen, dass man um ehrlich zu sein nicht total unterdrückt ist.
(10) Nicht von bestimmten Aktivitäten ausgeschlossen werden/bestimmte Speisen vorenthalten bekommen auf Grund von Annahmen darüber, was du tun und essen darfst wegen "deiner" Kultur oder "deiner Religion".
(11) Nicht erklären müssen, warum du Schweinefleisch isst/Alkohol trinkst/..., obwohl dir "das nicht erlaubt ist".
(12) Zu Halloween oder Fasching nicht sehen müssen, wie Menschen sich auf anstößige, stereotype Art als Personen verkleiden, die angeblich zu deiner Kultur gehören.
(13) Nicht mit Hilfe von sonderbaren, grammatikalisch falschen Halbsätzen angesprochen werden, auf eine Art, die völlig deine sprachlichen Fähigkeiten ignoriert und mitunter die Tatsache, dass du gerade in (einer) deiner Muttersprache(n) sprichst.
(14) Nicht alleine aufgrund deiner Hautfarbe Ziel von Polizei- und Fahrkartenkontrollen sein.
(15) Nicht aufgefordert werden, allen "deine" Kultur zu erklären.
(16) Als Frau* nicht aufgrund deiner Herkunft als absolut prüde/sexuell freizügig**.
(17) Als Mann* nicht automatisch als sexuell aggressiv/Krimineller abgestempelt werden.
(18) Sich nicht aufgrund der Hautfarbe geringeren Chancen Arbeit zu finden und bei gleicher Arbeit gleich bezahlt zu werden gegenüber sehen.
(19) Sich nicht der unmöglichen Aufgabe gegenübersehen zu erklären, warum Punkt 3 problematisch ist.
(20) Nicht mit "überraschten" Menschen reden müssen, weil man sich "gar nicht wie alle Menschen aus * verhält".

* Dieses Sternchen an "Frau" und "Mann" angehängt bedeutet auf meinem Blog üblicherweise "allgemein als Mann/Frau wahrgenommen". Das sagt nichts über die Genitalien aus, nichts über das Geschlecht "im Kopf", nichts darüber, ob die Person sich überhaupt in das binäre System einordnet.
** "Sexuell freizügig" hat natürlich allgemein eine negative Konnotation, ich hingegen sehe es keineswegs als problematisch an, so lange (wie immer) einwilligungsfähige Erwachsene beteiligt sind.

Privilegien von Menschen ohne körperliche Behinderung >>

Montag, 7. November 2011

Links 09

Wie das Patriarchat Frauen dazu bringt Frauen zu hassen [Englisch]

Warum "harte Arbeit zahlt sich immer aus" Bullshit ist, analysiert im Rahmen der 99%-Prozent-Bewegung und ihrer Auswüchse auf Tumblr [Englisch]

Von der Legende, wir könnten Menschen am Gesicht ablesen, was sie denken und Konsequenzen für Amanda Knox [Englisch]

Wenn Männerhass durch irgendetwas entsteht, dann nicht Feminismus, sondern das Patriarchat [Englisch]

[Trigger-Warnung] Eva Ionesco berichtet von ihrem Film über ihre Kindheit als Nacktmodel

Eine beeindruckende Geschichte US-amerikanischer feministischer Blogs und damit einhergehend, der Weiterentwicklung des Feminismus [Englisch]

Side note: Findet es noch jemand sonderbar, dass es "die Patriarchie"* und "der Feminismus" heißt? Aber wir wollen ja alle Geschlechter vereinigen, also halte ich den Mund.
*Natürlich "das Patriarchat", aber heute Morgen machte es Sinn!

Sonntag, 6. November 2011

15 Zitat der Woche 44

All those White guys at the top? They totally worked their asses off and if you work hard enough you can get there, too! (Except you won’t, it’s in the fine print. Sucks to be you!)

[All die weißen Männer an der Spitze? Die haben total hart gearbeitet und wenn du selbst hart genug arbeitest, kannst du es auch dahin schaffen! (Außer, dass du es nicht wirst, steht im Kleingedruckten. Es ist scheiße, du zu sein!)]
Sabrina auf The hathor legacy

Donnerstag, 3. November 2011

Comment Policy

Tut mir Leid, gerade fällt mir beim besten Willen kein deutscher Ausdruck dafür ein.

Aus gegebenem Anlass versuche ich, einige Richtlinien für meine Kommentare auf diesem Blog zu verfassen. Sie werden sicher unvollständig sein, aber aus diesem Grund verweise ich sogleich auf Punkt 1.

(1) Ich, Zweisatz, allein entscheide endgültig, welche Kommentare veröffentlicht werden. Ihr könnt euch auf den Kopf stellen und jodeln, wenn ein Kommentar mir nicht passt, wird er hier nicht erscheinen.
(2) Keine sexistische, hetero-sexistische, klassistische, cis-sexistische, rassistische, ableistische (das schließt negative Referenzen zu psychischen Krankheiten ein) Sprache und Aussagen, die sich gegen eine bestimmte Körperform -sei es dick, dünn oder dreieckig- aussprechen.
(3) Allgemein lege ich Wert auf Höflichkeit und respektvolle Auseinandersetzung, was schon mal persönliche Beleidigungen ausschließt, aber auch Bevormundung von anderen aufgrund eines privilegierten Status.
Ich möchte jedoch darauf hinweisen, dass man bei mir durchaus mal 'rumbrüllen darf (ja, die bösen Caps) und Schimpfwörter verwenden (die nicht gegen einen der anderen Punkte verstoßen), wenn es denn für einen guten Zweck ist.
(4) Auch Kommentare, die es nicht böse meinen, können aufgrund von Verstößen verschwinden,dann meist mit einem Hinweis in den Kommentaren, warum etwas nicht erscheinen wird.
In einem solchen Fall, wenn der Rest des Kommentars an sich lesenswert war, lösche ich ihn noch nicht intern und ihr könnt euch gerne an mich wenden (afoolbesideme {at} googlemail {punkt} com) und ich lasse euch den Kommentar zur Korrektur noch einmal zukommen.
(5) Trollkommentare werden gelöscht, aber muss ich das erwähnen?
(6) Derailing und Strohmannargumente führen ebenfalls schnell zur Löschung (d.h. vom eigentlichen Inhalt eines Artikels ablenkende Pseudo-Diskussionen, vor allem, wenn sie Aussagen diskutieren, die gar nicht im Text gemacht wurden).
(7) neu! Ich nenne es den "Du machst Harriet J traurig."
(8) Und zum Schluss: Ja, genau, nur ich entscheide, was veröffentlicht wird. Immer noch.

Abschlussklausel: Ich bin mir sicher, dass ich selber full of fail bin und bitte deswegen darum, mir mitzuteilen, wenn ich Mist gebaut habe. Natürlich nur, wenn das nicht eure eigenen Tages-Ressourcen übersteigt.

Erweiterungen vorbehalten.

Mittwoch, 2. November 2011

Deutsche feministische Blogs

Ich habe diesen Blog gestartet, weil ich mit deutschen feministischen Blogs unzufrieden war – hauptsächlich, da ich fast keine kannte. Sicher, letzteres könnte an mir (bzw. Google) liegen. Wer weiß, wie viele tolle Blogs es gibt, von denen ich noch nichts gehört habe? Und wenn ich erfahren würde, dass ich erleuchtende Lese-Erlebnisse aus diesem Grund verpasst habe, wäre ich traurig.

Aber zurück zu meinem ursprünglichen Plan: ich wollte einen Blog in deutscher Sprache starten, der Artikel über Themen beinhaltet und auf eine Art geschrieben ist, die mich interessiert. Meine Inspiration stellte dabei weitestgehend die US-amerikanische Blogosphere dar.
Nun gibt es etwas, das mich sehr stört, wenn ich einen feministischen Blog lese (egal, in welcher Sprache, aber meist sind es deutsche Blogs): wenn die Autorinnen, die sonst brillante Artikel zu interessanten Themen schreiben, unhöfliche, ablenkende und allgemein feindselige Kommentare nicht löschen.

Stellt euch vor, ich lese einen durchdachten Artikel, der viele neue Erkenntnisse und Denkansätze aufwirft und bin gespannt, ob diese Gedanken auch andere umtreiben. Aber sobald ich mich der Kommentarspalte zuwende, muss ich verfolgen, wie die Autorin ihren Artikel und dessen Inhalte wieder und wieder erklären muss, Aussagen abstreiten muss, die weder im Artikel standen noch impliziert wurden. Alles Dinge, die klar wären, wenn man den Artikel nicht schlampig lesen oder -meist der Fall- bösartig interpretieren würde.
Dennoch zeigen diese Bloggerinnen das Bedürfnis höflich zu sein oder sie möchten sich erklären oder ein Beispiel für andere Kommentator(inn)en setzen – ich kenne ihre Motivation nicht und da es sich nicht um meinen Blog handelt, kann ich sicherlich keine Entscheidungen über die Art der erlaubten Kommentare treffen, aber wenn ich eine solche Kommentarspalte lese, wünsche ich mir meist, die Autorin wäre strikter.
Denn für mich ist ein toller Artikel mit schrecklichen Kommentaren ein unvollständiges, unterm Strich trauriges Erlebnis.

Vielleicht liegt alles in der deutschen Mentalität begründet. Vielleicht wird man nie veröffentlicht/zu Konferenzen eingeladen, wenn man nicht auch mit Menschen diskutiert, die (internetweit) recht bekannt sind, aber dennoch Mist produzieren. Vielleicht funktioniert meine Einstellung zu Kommentaren in Deutschland nur, wenn man nicht vorhat, ein breiteres Publikum zu erreichen, das man (aus meiner Sicht) verdient hat (natürlich würde es mich freuen, wenn die Ideen, die mir so wichtig sind, gesellschaftsweit Beachtung fänden).
Es wäre wirklich schade, wenn man dumme, ja für die eigenen Leser/innen verletzende Kommentare veröffentlichen muss, um genug Aufmerksamkeit auf Inhalte ziehen zu können, die einer wichtig sind.

Wie oben angesprochen macht eine unzureichend moderierte Kommentarspalte einen Blog für mich daher weniger lesbar, wenn nicht gar unlesbar. Wahrscheinlich aus dem Grund, dass ich mich eigentlich in einer Umgebung entspannen will, die Ideen verbreitet, die ich teile. In meiner Muttersprache gehen mir die Kommentare auch näher.

Üblicherweise sind mir die Webseiten bekannt, deren Kommentare regelmäßig hasserfüllten Unsinn beinhalten (zum Beispiel jede größere Online-Zeitung). Aber wenn es sich um eine feministische Seite handelt, lese ich sie, trotz schlechter Erfahrungen, meist dennoch. Wahrscheinlich aus der unrealistischen Hoffnung heraus, dass die Autorin dem Treiben endlich ein Ende gesetzt haben wird. Denn Feminismus bedeutet für mich auch, vom Recht Gebrauch zu machen, die eigenen Grenzen durchzusetzen und es will in meinem Kopf nicht ganz zusammen, warum man fortschrittliche, emanzipierte Gedanken wälzt, aber gleichzeitig den Raum, in dem sie veröffentlicht werden, wieder der grausamen Außenwelt anheim fallen lässt. (Ich möchte hier nicht Victim Blaming betreiben. Am Anfang steht natürlich immer die Person, die einen Hasskommentar abgeschickt hat und auch diese ist alleinig für dessen Existenz verantwortlich.)
Üblicherweise, wenn man mit einer Person, die nicht einmal mit den Grundlagen vertraut ist, über feministische Themen spricht, ist es aus irgendwelchen Gründen der anderen Person erlaubt, beleidigend zu sein, während man selbst nett und höflich bleiben muss. Ich bin aber nicht bereit, mit Leuten zu diskutieren, die vielleicht, eines Tages, verstehen werden, wovon ich rede. Ich weigere mich, Sachverhalte wieder und wieder zu erklären, die man auf unzähligen Seiten im weiten weiten Netz nachlesen kann, wenn man sich denn die Mühe machen würde, sich zuerst einmal selbst zu bilden. Es ist nicht meine Pflicht, irgendjemanden zu erziehen!
Warum sollte ich Fragen beantworten, die bereits von viel geduldigeren Menschen als mir lang und breit erklärt wurden? Vor allem, wenn es sich um Fragen handelt, die ignorieren, wenn nicht gar verneinen, wie unsere Gesellschaft eigentlich funktioniert?
Es ist mir auch egal, ob die Menschen absichtlich nichts gelernt haben oder quasi aus Unachtsamkeit. Ich trage kein Schild, auf dem steht: "Ich bin Feministin, stell' mir unsinnige Fragen!".

Aus all diesen Gründen wäre ich an der Herangehensweise von anderen Blogger/inne/n interessiert (und der der Mitlesenden).
Welche Art von Kommentaren erlaubt bzw. verbietet ihr und warum? Denkt ihr, dass die Diskussionen in euren Kommentaren lesenswert sind und üblicherweise die Punkte aus dem Artikel in sinnvoller Weise erweitern? Seid ihr der Meinung, dass man, ohne "kontroverse" (sprich unerträgliche) Kommentare zu erlauben, kein größeres Publikum erreichen kann?

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