Montag, 11. April 2011

05 Zitat der Woche 14

[...] und war jedes mal erstaunt über das Ausmaß an Ignoranz, internalisierten Überzeugungen und dem Willen, die gender-spezifischen Vorurteile zu verteidigen.
Das ist nicht 101-Level, sonder 01.

[... and every time, I was surprised about the level of ignorance, internalized beliefs and the determination to defend gender-specific prejudices.
That's not 101-level, but 01.]
Manati

Samstag, 9. April 2011

Abstriche

Wenn man mit sich vereinbart hat, gewisse Dinge nicht mehr als normal und akzeptabel anzusehen und hinzunehmen, kommt man unweigerlich an den Punkt, an dem man sich überlegen muss, wie man mit seiner Umwelt umgehen möchte. Denn diese Umwelt hält sich selten an die gleichen Standards. Selbst von guten Freunden hört man: "Das ist ja behindert.", wenn sie etwas wie "Das stört mich." meinen.
Wo man bei eben diesen Freunden schnell dabei ist, sie um eine andere Wortwahl zu bitten, stellt sich bei losen Bekannten die Frage, wofür man sich entscheidet; lässt man eine Gruppe von Menschen ganz hinter sich, weil man ihre Witze über Transsexuelle und ihre sexistischen Bemerkungen einfach nicht hören will oder versucht man, sie zu "reformieren" obwohl die Erfolgsaussichten gering scheinen?

Dies ist ein Thema, an dem ich selbst noch arbeiten muss, denn eine gute Lösung habe ich leider derzeit nicht.

Freitag, 17. Dezember 2010

Assange, der Held

Da ich mich fühle, als würde ich lediglich wiederholen, was schon tausendfach gesagt wurde (hätte gesagt werden sollen?), werde ich mich kurz fassen;
- Auch Menschen, die allgemein Gutes getan haben, können Vergewaltiger sein.
- Nur weil ein politisches Interesse daran besteht, einen Menschen (und die Organisation dahinter) zu diskreditieren, heißt das nicht, dass mutmaßliche Vergewaltigungs-Opfer lügen.
- Wer sich für links hält, aber diese Frauen schon aus Prinzip als Lügnerinnen darstellt, sollte überlegen, ob en geeignet ist, die Welt zu retten.
Machen wir uns nichts vor; wenn es nicht um Assange ginge, wären diese beiden Anzeigen genau so ineffizient bearbeitet worden wie viele andere Anzeigen zu sexueller Gewalt auch. Aber das ist ein Thema für einen anderen Tag.

Ich sage nicht, Assange ist schuldig. Aber ich sage definitiv auch nicht, dass er unschuldig ist, nur weil er sich für eine gute Sache eingesetzt hat. Das eine hat mit dem anderen schlicht nichts zu tun.

Mittwoch, 15. Dezember 2010

Akzeptanz

Ich will in einer Gesellschaft leben, in der verschiedene Lebensentscheidungen nicht konstant in Frage gestellt werden und andere als die Norm betrachtet werden. Ich will, das alle Entscheidungen, die niemandem unmittelbar schaden, ihre Akzeptanz finden und auch unterstützt werden.
Ob man in einem Haus, einer Höhle oder einer Wohnung lebt, ist egal. Ob man mit niemandem, einem oder vielen Menschen des gleichen/des anderen oder keines Geschlechts zusammen ist/lebt/Kontakt pflegt. Ob man Geschlechternormen erfüllt/erfüllen möchte oder nicht. Ob man sich entscheidet Karriere zu machen oder lieber die Kontakte in seiner Umgebung zu pflegen oder die Welt zu bereisen. Ob man im eigenen Heimatland lebt oder ganz woanders; Ob man Traditionen pflegt, die sonst niemand kennt oder jedes Fest wie fast jesse in der Region auch begeht. Ich will in einer Gesellschaft leben, in der die Behandlung der eigenen Person nicht primär davon abhängt, welche Hautfarbe, (wahrgenommenes) Geschlecht, Aussehen, Alter, soziale Herkunft man hat, wie nah man der Norm kommt oder nicht.
Ich will in einer Gesellschaft leben, in der Solidarität und Unterstützung an der Tagesordnung ist und man überlegt, bevor man einen Streit anfängt und sich bemüht eine Sache kühlen Kopfes und unter Beachtung der Bedürfnisse aller Beteiligten zu lösen. Ich will eine gute Gesellschaft.

Sonntag, 17. Oktober 2010

04 Zitat der Woche 42

I have found that I am absurd about it. I have a work-colleague who’s got some little motor-mannerisms that are semi-frequent in my family. I know very little about this person. I have a bit of prosopagnosia. The result being that I not only can’t tell you anything about him, I do not even recognize him if he is sitting still, but the instant he starts to move and display those mannerisms my lizard brain goes ga-ga for him: “You must be my cousin! I love you! I want to share my food with you and clobber any hyena that may attempt to nibble you!” I think this is very creepy and hope the poor guy hasn’t noticed.

[Ich habe herausgefunden, dass ich diesbezüglich absurd bin. Ich habe einen Arbeitskollegen, der ein paar kleine motorische Eigenheiten hat, die in meiner Familie semi-regelmäßig vorkommen. Ich weiß sehr wenig über diese Person. Ich habe ein wenig Prosopagnosie. Die Folge ist, dass ich euch nicht nur nichts über ihn sagen kann, ich erkenne ihn nicht einmal, wenn er still sitzt, aber in dem Moment, in dem er beginnt sich zu bewegen und diese Eigenheiten zeigt, wird mein Eidechsen-Gehirn verrückt: "Du musst mein Cousin sein! Ich liebe dich! Ich möchte mein Essen mit dir teilen und jede Hyäne verhauen, die es wagt, dich anzuknabbern!" Ich denke, das ist sehr gruselig und hoffe, der Typ hat es nicht bemerkt.]
Grafton Kevan auf Shapely Prose

Donnerstag, 7. Oktober 2010

Britin geht gegen Hooligans vor

Lisa Robinson, 41, und ihre Familie werden auf der Heimfahrt vom Familienausflug von Hooligans belästigt. Als der Fahrer der Bahn sich weigert die Polizei zu rufen, blockiert sie kurzerhand die Gleise.

Ausführlich auf Süddeutsche.de.


Zweisatz

Dienstag, 28. September 2010

Über die Unfähigkeit, ein "Nein" zu respektieren

Die "guten Ratschläge" für Frauen, um einer Vergewaltigung zu entgehen, sind allgemein bekannt. Ich halte es nicht für nötig, sie an dieser Stelle zu wiederholen.
Wichtiger ist, dass sie Frauen das Leben versagen, das Männer bedenkenlos führen können.

Werden Männer dazu angehalten, nicht zu viel zu trinken, da sie sonst leichter in eine Schlägerei geraten und sagt man ihnen, es sei - wenn es doch passiert - ihre Schuld, weil sie dem Alkohol zu sehr zugesprochen hätten? Erklärt man ihnen, dass sie aufpassen sollen, wie sie sich kleiden, wenn sie nach draußen gehen, weil sie sonst "den falschen Eindruck" erwecken könnten sexuell verfügbar zu sein? Macht man ihnen einen Vorwurf, dass sie nachts im Dunkeln alleine unterwegs waren, weil das nur herausgefordert hätte, dass sie ausgeraubt wurden?
In manchen Ohren mögen diese Szenarien lächerlich klingen - warum erwartet man dann, dass Frauen ihr Leben auf diese (und immer wieder neue) Weise einschränken, um jedwedem Übel aus dem Weg zu gehen?

Tatsache ist, eine große Mehrzahl der Fälle von sexuellen Übergriffen findet im Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis statt. Hier bringt es nichts, rein gar nichts, sich an die "wohlmeinenden" Ratschläge zu halten.
Was man in diesem Falle braucht, ist ein Netz aus Personen, die einen unterstützen. Die vor allem im Falle eines stattfindenden Übergriffes bereit sind, laut auf Fehlverhalten aufmerksam zu machen.

Wenn man sieht, wie jemand in der Öffentlichkeit von einem/einer vermutlich Fremden belästigt wird, ist es angebracht nachzufragen, ob alles okay ist. Eine andere Möglichkeit ist, die Person direkt mit einem Namen anzusprechen und zu suggerieren, dass man sich kennt. Es ist vollkommen egal, ob das sir richtiger ist - den muss man nicht kennen, um sim einen Ausweg aufzuzeigen.
Wenn man die Lage richtig eingeschätzt hat, zeigt man sim, dass en nicht alleine mit dem Übergriff zurecht kommen muss und en kann sich ohne Gefahr vom Angreifer entfernen. Sollte man (was ich für recht unwahrscheinlich halte) die Lage falsch eingeschätzt haben und es handelt sich um ein Missverständnis, dann kann man sich einfach entschuldigen und seines Weges gehen.
Wahrscheinlicher ist jedoch, sollte das Opfer nicht auf die helfende Hand eingehen, dass es sich bei dem/der anderen um eine/n Bekannte/n oder gar siren Lebensgefährten handelt und en es nicht wagt sich aufzulehnen.

Auch auf einer Party sollte man seinem Bauchgefühl trauen, wenn die Interaktion zweier Teilnehmer nur von einem erwünscht zu sein scheint. Vor allem wenn man beobachtet, wie jemand zu sexuellen Handlungen animiert wird (auch küssen oder streicheln gegen den eigenen Willen ist indiskutabel!), der/die wegen Drogen oder Alkohol nicht mehr in der Lage erscheint, Zustimmung zu solchen Handlungen zu geben. Dann sollte man das laut ansprechen!
Denn die Leute, die halb verschämt mit einem mulmigen Gefühl im Bauch zusehen, sind ein entscheidender Teil des Problems.

Anschließend ist zu sagen, dass man für jemanden da sein sollte, die/der Opfer eines sexuellen Übergriffs geworden ist.
Fragen wie
- Wie viel hast du an dem Abend getrunken?
- Wie spät war es denn?
- Warum bist du nicht mit Freunden nach Hause?
- Warum hast du sin nicht bei der Polizei angezeigt?
- Wie kann es Vergewaltigung sein, ihr wart doch ein Paar?
sind völlig, ich wiederhole, VÖLLIG fehl am Platze. Sie zeigen nur, dass man bereit ist, dass Opfer zum Täter zu machen.
Es gibt keine Person, die entschieden hat, sich vergewaltigen zu lassen. Es gibt nur eine Person, die entschieden hat, gewalttätig zu werden und genau diese Person trägt Verantwortung für den Vorfall.
So wie man es als gegeben hinnimmt, dass man niemanden "einlädt", einen zu erstechen, weil man Messer im Haushalt hat, gibt es kein Verhalten, das eine Vergewaltigung irgendwie "hervorruft".

Es ist vielmehr das gesamt-gesellschaftliche Verhalten, das Vergewaltigern zeigt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass sie mit solch einem Verbrechen in einem bestimmten Umfeld davon kommen.

Sie können dies beobachten, wenn jemand in einem bestimmten Freundeskreis Frauen "zum Spaß" einen Kuss auf die Wange drückt.
Wenn diese sich dagegen aussprechen, aber von den Zuschauern gesagt bekommen, sie sollten sich "nicht so haben", zeigt das deutlich, dass Grenzüberschreitungen hier nicht sanktioniert werden.
Je mehr solcher Vorfälle keine entsprechende Reaktion finden (das heißt Empathie für die Frauen und eine klare Aussage aller, dass solches Verhalten hier nicht geduldet wird), desto wahrscheinlicher, dass ein Vergewaltiger nicht aus diesem Kreis ausgeschlossen wird, sollte en sich tatsächlich ein Opfer suchen.
Nach einem Übergriff würde sich in diesem Umfeld niemand trauen, auf das, was sim geschehen ist, aufmerksam zu machen. Weil en zu Recht annähme, dass die einzige Person, die für das Geschehen verantwortlich gemacht werden wird, en ist.

Daher ist es wichtig, auch kleine Verletzungen der Autonomie anderer nicht wegzurationalisieren, das heißt, logische Erklärungen zu finden, warum en "das gar nicht so meinte".
Jeder hat ein Recht auf körperliche und sexuelle Autonomie. Das heißt, ein "Nein" ist ein "Nein". Auch wenn es "nur" um Kitzeln oder eine Umarmung geht. Niemand hat ein Anspruch auf eine bestimmte Art von Interaktion mit anderen - sei es körperlich oder verbal.

In diesen Kontext gehört auch, jemanden auf der Straße anzusprechen und Ablehnung in Ermutigung zu verkehren. Die falsche Annahme, eine Frau möchte nur "schwer zu kriegen" sein, wenn sie "Nein" sagt, beraubt sie der Möglichkeit, Entscheidungen bezüglich dessen zu fällen, was sie will und vor allem nicht will. Denn wenn sie "Ja" sagt, dann will sie einen und wenn sie "Nein" sagt, will sie, dass man sich mehr Mühe gibt? Schwachsinn. Von Frauen geäußerte Worte bedeuten genau das, was sie im allgemeinen Sprachgebrauch auch bedeuten. Ich sage nicht "Nein", wenn jemand mir nachschenken möchte und meine tief drinnen "Mehr mehr mehr Kaffee!".
Aber das eigene Privileg hält viele Leute davon ab, genau das zu hören, was gesagt wurde. Sie hören dann "Nein, beglücke mich mit deiner Weisheit und dem, was du glaubst, was für mich richtig ist."
So etwas würde niemand sagen? Richtig. Warum scheinen es Menschen dann so oft zu hören?

Mehr zu dem Thema wird sicher folgen.


Zweisatz

Sonntag, 19. September 2010

Gefangen im Netz der Beschützerphantasien

In letzter Zeit ist es schwer für mich geworden, "Krimi"-Serien zu schauen. Ich tue dies ohnehin nicht regelmäßig, aber ein wenig Law and Order oder einer der unzähligen CSI-Abklatsche, Bones oder Crossing Jordan finden sich ab und zu auf dem Bildschirm.
Es ist, besonders bei den amerikanischen Serien, auffällig, dass man sich bemüht, den Anschein von Gleichberechtigung zu wahren. Die Quote von Frauen, Schwarzen, Latinos und gar Juden soll möglichst "korrekt" sein. Weniger im Sinne von "realistisch", sondern "politisch korrekt". Denn wie viele Minderheiten man auch vertreten sieht, es würde mich wundern, wenn die (Fernseh-) Quoten der Realität entsprächen.
Allerdings sind die Fernsehgeschichten noch ominöser; Die weiblichen Cops und Pathologinnen haben oft ein dunkles Geheimnis. Ob sie vor ihrem Job bei der Polizei Stripperin waren (CSI), unter schwierigen Familienverhältnissen leiden (Crossing Jordan) oder während einer Vergewaltigung gezeugt worden sind (Law and Order). Es scheint, als würde man bevorzugt den weiblichen Darstellern hoch emotionale Lebensgeschichten andichten. Diese Hintergrund-Geschichten bieten die Möglichkeit, ein wenig Gefühlschaos in der Serie zu porträtieren, aber vor allem stellen sie einen bunten Topf voller Probleme zur Verfügung, die als Auslöser und Rechtfertigung für Nervenzusammenbrüche und tränenreiche Geständnisse dienen. Einmal mehr sind die Frauen für den "emotionalen" Faktor in einer Serie zuständig, während die Männer das logische Denken und den verschlossenen einsamen Wolf darstellen sollen. Dies wird, wenn man genauer darauf achtet, auch deutlich in den Unterhaltungen.
Frauen (und Schwarze, sowie Latinos) dürfen inzwischen auch kluge Dinge sagen, ziehen aber unterm Strich nicht annähernd so viele scharfsinnige Schlüsse wie ihre männlichen, weißen Kollegen. Auch der "Habe ich doch Recht gehabt"-Blick ist ihnen seltener vergönnt. Dafür dürfen Frauen (oder Spinner, wie Nigel in Crossing Jordan) moralisch-ethische Instanz spielen und mit Hilfe mancher als esoterisch verlachter Ideen dem Ermittler-Sein einen flauschigen Anstrich geben.
Oh - das heißt nicht, dass sie damit am Ende Recht bekommen. Sorry, da lag ein Missverständnis vor…

Trotz langer Einleitung, die Motivation für diesen Beitrag lag woanders. Bei ... Entführung! Kidnapping. Folter. Viktimisierung.
Denn was mir bei den Serien in letzter Zeit auffiel (neben der unpassend modischen Kleidung der Ermittlerinnen und ihren tief ausgeschnittenen Dekolletés), ist, dass man sie gerne selbst zum Opfer werden lässt. Ich habe inzwischen vier Mal eine Vorschau bzw. Folge gesehen, die erahnen lässt, dass diesmal eine Ermittlerin selbst Opfer wird, üblicherweise in Form einer Entführung, aber manchmal auch durch einen tätlichen Übergriff.
Sicherlich, es ist ausgelutscht, erst die Leiche des Opfers zu finden oder bereits zu Anfang die Tat zu zeigen, damit die Ermittler dann Stück für Stück ihre unglaublich akkuraten Gedanken zu einem großen Bild zusammensetzen. Man hat später das Privatleben der Polizisten und Kriminologen involviert, um den Zuschauern mehr Identifikations-Fläche und eine vielfältigere Story zu bieten - aber warum werden nicht die Männer entführt? Eignen sie sich nicht als Opfer? Kann man sich nicht vorstellen, dass sie auch nur einen Tag in einem verlassenen Gebäude festsitzen, weil sie sich - MacGyver-gleich - innerhalb von Minuten befreien würden? Die Frauen aber nicht?
Ich schätze, Ausschlag gebend sind eine Portion Voyeurismus (aufgerissene Oberteile, bebende Busen) und vor allem der "Kitzel", ob sie nicht auch vielleicht vergewaltigt oder in anderer Weise verletzt und erniedrigt werden, durch die man ein wenig mehr Fleisch sehen könnte.
Gehen meine Gedanken hier in ein abwegige Richtung oder ist es nicht das, was man ständig in Krimis sieht? Ausführlich zeigt man die (fast) nackten und üblicherweise missbrauchten Frauenkörper, es wird ellenlang darüber fabuliert, wer wen penetriert hat; es scheint, als würde das amerikanische Publikum hier den sexuellen Kitzel bekommen, der sonst nirgendwo im Fernsehen erlaubt ist. Aber eine Leiche ist ja keine nackte Frau und wir reden hier über Penisse, weil es um die Aufklärung eines Verbrechens geht. Alles total wissenschaftlich und korrekt, klar?
Zurück zu den Ermittlerinnen, die zu Opfern werden. Man muss hier einen Spagat meistern, der darauf beruht, dass die Frauen einerseits nicht zu schwach erscheinen dürfen, weil sonst ihre Rolle in der Serie unglaubwürdig erscheint (wo sie den Verbrechern üblicherweise überlegen sind) - aber sie dürfen auch nicht zu stark sein, weil sie sonst nicht mehr "weich" und "feminin" sind und daraus folgend vor allem nicht mehr ausreichend sexy, um ihr Auftreten in der Serie zu rechtfertigen.

Wer sich schon immer gefragt hat, warum die weiblichen Cops und Anwältinnen so ausgesprochen zurechtgemacht sind, während ihre männlichen Kollegen in der immer gleichen Kleidung (immerhin zuweilen Anzug) und dem gleichen Haarschnitt erscheinen, dem sei gesagt: weil diese Serien sich ebenfalls nach dem "Wunsch" des stereotypen männlichen, heterosexuellen Zuschauers richten. Paradoxerweise tut es nichts zur Sache, ob eine Serie hauptsächlich von Frauen eingeschaltet wird. Vielleicht auch von Schwulen. Oder von anderen Gruppen, denen überhaupt keine Identifikationsfigur geboten wird (man erinnere sich an die Unmenge von transsexuellen oder behinderten Darstellern, die jeden Tag über den Bildschirm flimmern).
Man bleibt bei dem, was man im täglichen Leben sonst auch erlebt: ein Markt, der nicht auf Hetero-Männer ausgerichtet ist, kann eigentlich kein Markt sein. Also produziert man irgendwann eine Folge, in der die (zu?) starken Frauen schwach, verwundbar und ein bisschen naggisch sind und schon hat man den Zuschauern die Angst genommen, Frauen könnten inzwischen das, wozu Männer fähig sind und sie schauen beruhigt weiter zu, wie jede Woche minutiös die Verstümmelung fiktiver Mitmenschen aufgeklärt wird.

Ich bleibe dabei: das Auftreten von (den paar vertretenen) Minderheiten in diesen Serien hat nichts damit zu tun, dass wir in einer gleichberechtigten Welt leben, sondern in einer, wo es tatsächlich Quoten braucht, damit bestimmte Gruppen überhaupt eine Chance haben, einen Platz in der öffentlichen Wahrnehmung zu finden. Dass sie dann eine eigene Persönlichkeit fern von Stereotypen haben dürften, ist aber wirklich zu viel verlangt.


Zweisatz

Samstag, 4. September 2010

Jeder Schritt einer in die falsche Richtung

Alaska hat nun ein Gesetz verabschiedet, dass minderjährigen Mädchen auferlegt, im Falle einer ungewollten Schwangerschaft beide Eltern zu verständigen, sollte sie eine Abtreibung vornehmen lassen wollen. Deren Kenntnisnahme muss mit Hilfe eines offiziellen Dokuments festgehalten werden.
Man hat natürlich ignoriert, dass es Mädchen mit abwesenden Elternteilen, mit toten Eltern, drogenabhängigen Vormündern oder Eltern irgendwo auf Weltreise gibt. Oder schlicht die Väter (ja, meist Väter), die so selbstzentriert sind, dass es sie nicht weniger interessieren könnte, was mit ihrem Kind geschieht und keinen Grund sehen, das Formular ausgefüllt zurückzusenden.

Samstag, 26. Juni 2010

Für jeden schlechten Tag

gibt es einen Menschen, der anderen hilft.

Gives me Hope

Mittwoch, 16. Juni 2010

Probleme, die es nicht gibt

Die Problematik (Geschlechter-) Gleichheit wird öffentlich selten wahrgenommen und somit nicht diskutiert – Bis auf die gelegentlich wiederkehrenden Überfälle auf Dönerbuden oder dem jährlichen Bericht, dass Deutschland bei der Gleichbezahlung von Männern und Frauen europaweit immer noch auf einem der letzten Plätze liegt. Diese Nachrichten eröffnen die Möglichkeit, einmal guter Mensch zu spielen und „Da muss man doch etwas tun.“ in die Welt zu entlassen und dann kann man diese unbedeutenden Anomalien bis zur nächsten großen Meldung aus dem eigenen Blickfeld verbannen.
Es sei denn, man gehört einem Teil der Bevölkerung an, der einer persönlichen Auseinandersetzung nicht entkommt.

Ich kann bei einem Orkan in meinem schützenden Haus bleiben, ich kann mich beim Autofahren anschnallen, aber ich kann mich nicht völlig aus einer Gesellschaft entfernen, die mich unrecht behandelt oder gar bedroht.
Es gibt also Menschen, die damit leben müssen, dass sie wegen persönlicher Merkmale, auf die sie keinen Einfluss haben, wie etwa (soziales) Geschlecht¹, Hautfarbe, sexuelle Orientierung, Behinderung, chronische Krankheiten, etc. diskriminiert werden .
Die Diskussion ihrer alltäglichen Schwierigkeiten wird jedoch größtenteils vernachlässigt. Was nicht in den Medien ist, ist nicht da (sehr zu empfehlen: Kann nicht sein, was nicht sein darf?).
Des Weiteren orientiert sich unsere Gesellschaft nach wie vor an der „Normalität“ des weißen, heterosexuellen cis-Mannes². Das bedeutet nicht, dass Menschen mit anderen Eigenschaften offiziell als abnormal bezeichnet werden. Aber sie können täglich erleben, was es heißt, nicht der Norm zu entsprechen. Das fängt damit an, in Literatur, Film und Werbung unterrepräsentiert zu sein oder nicht existent. Es geht in Ausbildung und Arbeit weiter, wo Leistungen unterschiedlich bewertet und honoriert werden (etwa in Form von niedrigerem Gehalt oder schlechteren Einstellungschancen). Es endet damit, dass es nur mithilfe eines unglaublichen Kraftakts möglich ist, ihre Lage in den Fokus der gesellschaftlichen Wahrnehmung zu rücken.

Aus dieser Gesamtsituation folgen negative Konsequenzen für Menschen, die Diskriminierung melden, auf Misstände aufmerksam machen.
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau kein Gehör findet, wenn sie in einer männlich dominierten Branche bei ihrem männlichen Vorgesetzten eine Beschwerde wegen belästigendem Verhalten eines anderen Mitarbeiters einlegt? Oder dass sie eine beschwichtigende Antwort erhält, dass sich das Problem schon von selbst klären wird? Oder – eine der frustrierendsten Möglichkeiten – dass ihr gar suggeriert wird, dass sie das Verhalten selbst provoziert und zu verantworten hat?
Es mag nicht die Regel sein, dass sie im Regen stehen gelassen wird, aber es fragt sich, welche Handlungsmöglichkeiten übrig bleiben, wenn man merkt, dass einem nicht geholfen wird, weil man in erster Linie unbequem ist und die eigenen Probleme als zweitrangig wahrgenommen werden.

So lange kein angemessener gesellschaftlicher Konsens darüber existiert, welches Verhalten wirklich diskriminierend ist, bleiben Vielen die Hände gebunden, wenn sie sich selbst aus einer nachteiligen Situation befreien wollen. – Der aktuelle Konsens ist lächerlich.

1 Das soziale Geschlecht, eng.: gender; steht im Gegensatz zum biologischen Geschlecht, eng.: sex
2 cis-(gendered): Menschen, die das gleiche Identitätsgeschlecht haben, wie das ihnen aufgrund ihrer körperlichen Merkmale nach der Geburt zugeordnete; im Gegensatz zu eng.: transgender


Zweisatz

Montag, 14. Juni 2010

Reichstag der Medien

Bei Stefan Niggemeier ist informativ nachzulesen, wie mal wieder einer Frau ihre Kompetenzen bezüglich Fußball abgesprochen werden, weil ... vermutlich ihr Geschlecht dabei im Weg ist. Die Beweisführung muss ich jemand anderem überlassen.
Ironischerweise handelt es sich bei Katrin Müller-Hohensteins Fehler um nichts, was auch nur im Entferntesten das Regelwerk betrifft (und damit ihr Unvermögen in irgendeiner Art beweisen würde), sondern um eine vermeintliche Naziparole. Gemeint ist der Ausspruch, etwas Erfreuliches sei für jemanden „wie ein innerer Reichsparteitag“, was wohl eine gängige Redewendung ist, nur aus offensichtlichen Gründen im Fernsehen gemieden wird.
Umso überzeugender ist dieWelt Online, die den „Fehltritt“ der ZDF-Moderatorin angeprangert hat; Gleichzeitig finden sich in der Online-Ausgabe der Zeitschrift, wie Niggemeier aufzeigt, Artikel, in denen der Ausdruck benutzt wurde. Vermutlich unbehelligt - schließlich waren die Autoren keine Fußball kommentierenden Frauen.
Ebenso wie die Welt Online geriert sich Rüdiger Suchsland auf Telepolis, der „argumentiert“, dass Frau Müller-Hohenstein vor allem unqualifiziert für ihre Tätigkeit sei (was mit ihrem Ausspruch überhaupt nichts zu tun hat, also warum schreibt man darüber?), da sie Theaterwissenschaft studierte. Rüdiger Suchsland, dessen längste Beiträge Filmrezensionen sind oder sich um Ästhetik drehen, hat da natürlich mehr Kompetenz. Oh Moment, was?

Nachtrag: Es stellt sich heraus, dass noch ganz andere Kompetenzen von Katrin Müller-Hohenstein unterschlagen wurden; Laut Wikipedia hatte sie ihr Studium abgebrochen, seit 1992 (!) ist sie für Radio und Fernsehen tätig, seit 2006 co-moderiert sie das aktuelle sportstudio. Nicht davon zu reden, dass sie den Bayerischen Sportpreis sicher nicht ohne Grund erhalten hat, selbst aktiv Tennis spielt und eine braunen Gürtel in Judo besitzt.

Zweisatz

Freitag, 11. Juni 2010

Blub?

Das mag in einigen Köpfen vorgegangen sein, die damit beschäftigt waren, den letzten Text zu verarbeiten.
Es gibt einen Grund, warum, trotz der Rechtschreibkontrolle, so sonderbare Worte in dem letzten Beitrag auftauchten. Es war Absicht.

Ich habe mit Interesse, aber ebenso Verwirrung, die Entwicklungen zum Thema "Gleichheit in der Sprache" verfolgt und sie kamen mir immer etwas sonderbar vor. Das Problem bei den Feminist/innen und den Vordenker/innen ist, dass es
· grammatikalisch nicht korrekt ist (die Feminist (m), die Feministinnen (w)? - nicht ganz)
· man es nur umständlich oder gar nicht aussprechen kann.
Während ich durchaus dafür bin, sich darüber Gedanken zu machen und auch Lösungen zu entwickeln, musste ich mir auch überlegen, wie ich das hier gestalten möchte.
Also habe ich mich zunächst erst einmal den Personalpronomen angenommen und entschieden, dass das per Definition maskuline Substantiv, wenn der Kontext es nicht anders fordert, für eine Frau oder einen Mann stehen kann. Schön wäre eine Endung, die ein Wort als neutral definiert, aber das klingt, wenn es nicht durchdacht ist, in erster Linie nur sonderbar.
Wer unglaublich gute Gedanken zu diesem Thema hat und die endgültige Lösung gefunden, kann mir gerne einen Kommentar schreiben. Bis dahin erläutere ich kurz die Wörter, die ich auf jeden Fall, auch mit Abwandlungen, verwenden werde.

sie_er hän*
ihr_ihm sim
sie_ihn sin
   
sein_ihr sir
seinem_ihrem sirem
seinen_ihren siren
   
dessen_deren desren
der_die ki (Relativpronomen)
   
jede_r jese
jedem_jeder jesem
jeden_jeder jesen

Usw. usf.

Edit 05.11.2011: Da ich etwas hinterher bin mit meiner Bildung, habe ich jetzt erst den Sinn des Gender_Gaps verstanden und werde den an dieser Stelle daher mit einfügen, denn was bringt es, wenn man sich bemüht, Frauen und Männer sprachlich gleich zu behandeln aber nicht-binären (ich hoffe, der Ausdruck ist in Deutsch angemessen und verständlich) Personen das gleiche verweigert.

*Habe mich jetzt doch für die finnische Form entschieden, die ich schon immer schön fand.

Donnerstag, 10. Juni 2010

Ich bin Feministin, du Schlampe!

Irgendetwas stimmt mit dem Titel nicht. Richtig! Wer bei gutem Menschenverstand ist und aufmerksam das letzte Zitat studiert hat, wird feststellen, dass eine Feministin andere weder als Huren, noch als Schlampen bezeichnen sollte - oder mit unzähligen anderen Wörtern beleidigen, die im gleichen Sinne geprägt sind.
Ich möchte hier aber nicht ausschließlich über den Extremfall sprechen - dass eine Feministin andere Frauen wegen ihres Aussehens oder ihrer Sexualverhaltens kritisiert. Es geht generell um das Phänomen, dass Frauen Muster aufgreifen, die ihr eigenes Leben erschweren.

Was ist, wenn man Aussagen von Männern mehr Gehalt beimisst, lieber seine männlichen Freunde als Freundinnen um Rat fragt, wenn man ein Problem mit dem Computer hat? Was, wenn man glaubt, dass die Frau wohl etwas vorsichtiger hätte sein sollen, dann wäre sie auch nicht vergewaltigt worden? Sie hat ja schließlich auch etwas getrunken auf der Party und ließ sich nicht von Bekannten nach Hause begleiten.
Ganz einfach: dann zeigt man alle Anzeichen von sexistischem Verhalten.

Es ist falsch anzunehmen, dass man in böser Absicht handeln muss, um sexistische (oder rassistische etc.) Ansichten zu vertreten. Manchmal reicht es schon, in unserer westlichen Welt zu leben. Wichtiger ist, für Kritik offen zu bleiben und immer in Betracht zu ziehen, dass das eigene Verhalten unangebracht sein könnte.Vor allem sollte man die Fähigkeit besitzen zuzuhören, wenn sich jemand die Mühe macht, einem zu erklären, warum man sin gerade vor den Kopf gestoßen hat.
Eine Senegalesin, die dir etwas über Rassismus erzählt? Zuhören.
Eine Frau, die dir etwas über Sexismus erzählt? Zuhören.
Ein Behinderter, der dir etwas über Ableismus*erzählt? Zuhören.
Menschen, die in ihrem Leben ständig mit einer Form von Diskriminierung konfrontiert sind, sind gleichzeitig die, die solche diskriminierenden Handlungen am zuverlässigsten identifizieren. Denn wie kann man der Person trauen, die von diesen Verhaltensweisen profitiert?

Ich habe zum Beispiel ein Privileg inne, weil ich keinen ausländisch klingenden Namen habe oder ausländisch aussehe. Also kann ich gar nicht aus Erfahrung wissen, wie es ist, bei der Arbeits- oder Wohnungssuche aufgrund von Vorurteilen gegenüber "Fremden" benachteiligt zu werden. Umso mehr lohnt es sich für mich, dem Aufmerksamkeit zu schenken, was andere dazu sagen, die dieses Problem in ihrem Leben tatsächlich kennen. Und vor allem nicht beseitigen können, auch wenn sie wöllten.
Obwohl das Gefühl, kritisiert zu werden, kein schönes ist, kann man hier fürs Leben lernen.

Wie kommt es nun aber, dass Frauen sich Stereotype über das weibliche Geschlecht zu eigen machen und auf deren Grundlage andere Frauen genau so behandeln, wie sie selbst nie behandelt werden möchten?

Es rührt daher, dass sie ihre Umgangsformen der Umgebung angepasst haben.
Wenn es gesellschaftlicher Konsens ist, Frauen nach dem Äußeren zu beurteilen, tun sie das auch bei sich und anderen. Wenn proklamiert wird, Frauen wären für Berufe besser geeignet, die mit Kindern zu tun haben und Männer für Technisches, dann werden sie das irgendwann glauben, so lange sie sich nicht aktiv damit auseinandersetzen. Sie werde möglicherweise sogar anfangen, ihre weiblichen Vorgesetzten in Frage zu stellen und als "Zicke" zu bezeichnen, wenn diese ein selbstbewusstes und durchsetzungsfähiges Verhalten an den Tag legen, das von jedem männlichen Boss erwartet wird.

Obwohl es auf den ersten Blick unlogisch erscheint, passen demnach auch die Benachteiligten in einer Gesellschaft ihre Ansichten an die der Mehrheit an.
Schimpft ein HartzIV-Bezieher also auf die ganzen faulen Nichtskönner, die sim in sirer Lage so einen ungünstigen Ruf verschaffen, lässt en außer Acht, dass genau solche Aussagen für dieses Bild verantwortlich sind. En fördert ein gesellschaftlich akzeptiertes Märchen, dass für sin selbst nachteilig ist.
Die Lage wird dadurch verschärft, dass diskriminierendes Verhalten selten gesellschaftlich sanktioniert wird, sondern mehrheitlich unterstützt.
Es ist natürlich am leichtesten, die Meinung der Mehrheit zu vertreten. Das weiß zumindest jese, der/die jemals versucht hat, sire Position gegen eine ganze Gruppe zu verteidigen. Trotzdem ist es kein Grund, seine Meinung aufzugeben und aus Bequemlichkeit der Masse beizupflichten. Denn es hilft niemandem.
Wie die BILD so schön sagte (schrecklich, welche Opfer man bringen muss, um auf den Punkt zu kommen): Jede Wahrheit braucht einen Mutigen, der sie ausspricht.

*Abgeleitet von eng.: disability bzw. to be able, Diskriminierung aufgrund von Behinderung


Zweisatz

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